Kolumne – Neues aus Utopiastadt Logbucheintrag 0.21: Wann ist eine City smart?

Utopiastadt · In unserer neuen Kolumne aus Utopiastadt geht es darum, was eine smarte City ausmacht.

 Der nächste Logbucheintrag zu Digitalisierung.

Der nächste Logbucheintrag zu Digitalisierung.

Foto: Dimitrij Haak

Mit einer Smart City assoziieren viele Menschen zuerst eine durchdigitalisierte Stadt. In einer solchen Stadt kaufen die Menschen Bustickets mit dem Smartphone, kontrollieren mit demselben Endgerät den Flusspegel, reservieren sich eine Karte fürs städtische Theater und nehmen an Bürgerbeteiligungsverfahren teil, indem sie für oder gegen etwas stimmen, was die Lokalpolitik und/oder Stadtverwaltung nicht einfach so verordnen oder machen will. Überwachungskapitalisten führen auch gerne die smarte Straßenlaterne an, die nicht bloß leuchtet, wenn‘s dunkel wird, sondern auch noch Videoüberwachung enthält, welche mit Fußgängererkennung, Kfz-Kennzeichenleser, Umweltsensoren, ein Mikrofon mit Schuss-Detektor und einen Location-Beacon zum Erfassen der Position aufwarten. Wenn dann noch ein freies W-Lan dazu kommt, mit dem man die Position des Smartphones sehr sauber und präzise erfassen kann, sind verkehrsmittelübergreifende Bewegungsprofile zum Greifen nah. Informationen, auf die bislang aus gutem Grund nur Ermittlungsbehörden unter Richtervorbehalt Zugriff hatten. Diese Idee der Smart City hat völlig zu Recht den Big Brother Award 2018 gewonnen. Diese Idee von Smart City ist das Gegenteil dessen, was entscheidungsfreudige und engagierte Menschen ausmacht.

Denn machen all diese Bequemlichkeiten für Menschen wie Behörden eine Stadt wirklich intelligent? Intelligenz ist, gelinde gesagt, überdurchschnittlich wenigen Gegenständen vergönnt, sondern allenfalls uns Menschen. Menschen machen eine smarte Stadt intelligent, schlau, aber auch elegant, wenn ich meinem Englisch-Wörterbuch glauben darf. Damit wir Menschen aber intelligente Entscheidungen treffen können, bedarf es Informationen. Über die Menge und Genauigkeit von Informationen, die für mündige Entscheidungen nötig sind, wird seit jeher viel und leidenschaftlich gestritten, auch in unserer Stadt. Offene Daten sind dafür ein Mittel, niemals Selbstzweck.

Welche Erkenntnisse gewinnen wir als Bürger einer Stadt aus den offenen Daten, die sie bereits auf offenedaten-wuppertal.de bereitstellt? Welche Daten fehlen noch, um auf bestimmte Fragen bessere Antworten finden zu können? Müssen lediglich die Stadtverwaltung und ihre kommunalen Betriebe Zulieferer für allerlei (nicht personenbezogene) Daten sein, oder können oder sollen dies womöglich auch die Bürger*innen einer Stadt sein? Und wenn ja, welche Daten können das sein? Welche Sensoren sind dafür geeignet? Welche Darstellungsmöglichkeiten bieten sich an? Und welche Daten helfen Wuppertal schlussendlich, zu einer intelligenten, eleganten Stadt zu werden? Eine Stadt, die ihre Mobilitätsprobleme nicht allein mit fancy Apps lösen will, sondern auch mit mehr Radwegen und mit engerem Austausch zwischen allen Menschen, die das Miteinander im Straßenverkehr aktiv mitgestalten wollen. Wirklich intelligent wäre, all dies zusammen zu führen und einander zuzuhören. Lasst es uns versuchen - am Open Data Day 5. März 2022.

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