Logbucheintrag 0.39: Mitstreiter gesucht Kolumne aus Wuppertal: Immobilien und Immovielen

Wuppertal · Unsere Autorin stellt in ihrer Kolumne die Pläne für den Utopiastadt Campus vor.

Kolumne aus Wuppertal: Immobilien und Immovielen​
Foto: Dimitrij Haak

Der Frühling naht und wir sehnen uns danach, das Leben wieder nach draußen zu verlagern – zum Beispiel in eine kleine Oase, ohne Verkehr, im Grünen, wo wir gemeinsam spielen, schaffen und uns raufen können. Und das Ganze am besten direkt vor der eigenen Haustüre. Wie utopisch ist das denn bitte? Sehr! Na dann – auf geht‘s.

Utopiastadt ist ja nicht nur der Mirker Bahnhof und die alte Gepäckabfertigung nebenan, welche bald ihre Tore als Gemeinschaftswerkstatt öffnet. Utopiastadt ist auch der Campus mit seinen rund 40 000 Quadratmetern drumherum – dort, wo noch ein paar Häuser des Solar Decathlon Europe stehen, die riesige Halle und auch das Zirkuszelt. Aber was passiert eigentlich mit der Fläche?

Der Utopiastadt Campus soll ein Ort für viele sein – für viele, die dort mithelfen, für viele, die dort Platz nutzen, und viele, die dort Ideen einbringen. Die Fläche ist für das Gemeinwohl gekauft worden, also mit dem Ziel, die Fläche im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln, und nicht an die meistbietende Immobilienfirma zu veräußern.

Der Utopiastadt-Campus ist also eine – Achtung, Wortspiel – Immovielie: von vielen für viele! Laut dem bundesweiten Netzwerk Immovielien geht es dabei um zivilgesellschaftliche Initiativen, die in Städten und ländlichen Räumen selbstorganisiert, solidarisch und in Kooperation mit Partnern Immobilien für sich und ihre Nachbarschaft entwickeln und dabei eine besondere Rolle in der Entwicklung lebendiger und zukunftsfähiger Stadtteile einnehmen.

Sowohl das Netzwerk, als auch wir wissen jedoch: Einfach ist das nicht. Wo viele Menschen mit am Werk sind, sind auch viele Bedarfe. Und wo viel Fläche ist, sind viele Kosten. So können wir als Eigentümerinnen und Eigentümer der Flächen nicht einfach loslegen mit tollen Ideen und Projekten. Wir sind an die äußeren Umstände gebunden: Kredite und Zinsen müssen getilgt, laufende Betriebskosten gedeckt werden. Und das Dach der bunten Halle ist dann noch lange nicht saniert.

Als in erster Linie ehrenamtlich getragene Initiative stehen uns nicht einfach so Mittel zur Verfügung. Daher können die Flächen nur Schritt für Schritt gestaltet werden, und es müssen Konzepte sorgsam und unter Beteiligung vieler entwickelt werden, damit diese sowohl dem Anspruch an das Gemeinwohl, als auch an das Kapital gerecht werden. Das ist eine langfristige und mühselige Aufgabe, die wenig pompöse Wirkung nach außen hat und viele Ressourcen bindet – Ressourcen, die ohnehin schon knapp und zu großen Teilen in der Sanierung des Hauptgebäudes gebunden sind.

Trotzdem geben wir unseren Traum einer Immoviele für Wuppertal nicht auf. Aber um eine Fläche für viele schaffen zu können, brauchen wir euch. Spenden, ehrenamtliche Mitarbeit oder Ideen und Möglichkeiten zur Sicherung dringend benötigter Personalressourcen, um den Wandel gut gestalten zu können – all das ist uns immer willkommen. Eine gute Möglichkeit zum Einstieg bietet das nächste „Forum: Mirke“ am 15. Februar im Café der Alten Feuerwache. Dort berichten wir über die aktuellen Entwicklungen auf dem Utopiastadt-Campus. Kommt vorbei – eine Fläche für alle kann es nur mit der Hilfe von vielen geben.

Wer sich über das Netzwerk Immovielien informieren will kann dies im Internet tun:

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort