Bergische Universität Wuppertal : Gewächshaus mit lausigen Bewohnern
Blattläuse sind wichtige „Mitarbeiter“ der Uni.
Grifflenberg. Gertrud Lohaus, Professorin für Molekulare Pflanzenforschung an der Bergischen Universität Wuppertal verfügt über einen Stab von acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einer Reihe von Studierenden, aber auch einem ganzen Heer von kleinen grünen Mitarbeitern, die gleichfalls unentbehrlich sind: Blattläuse. Die leisten mit ihren Saugrüsseln eine filigrane Arbeit, die menschliche Helfer nie schaffen würden. Sie zapfen nämlich den Pflanzen auf dem Campus Grifflenberg den Nektar ab, der das Forschungsobjekt der Professorin bildet.
„Während man in menschliche Adern mit Hilfe einer Nadel problemlos hinein stechen kann, haben die Siebröhren in den Blättern Durchmesser von wenigen Mikrometern, das sind Tausendstel Millimeter“, erklärt die Botanikerin. „Da es kaum möglich ist, Spritzen oder Kapillaren mit solch dünnem Durchmesser zu produzieren, kommen uns die Blattläuse mit ihren dünnen Stechrüsseln zur Hilfe. Sie ernähren sich nämlich von dem Saft und saugen ihn aus den Siebröhren.“
Nachdem die winzigen grünen Sauger bestens gesättigt von den Blättern abgepinselt worden sind, wird dann mittels eines Lasers der Rüssel von der Blattlaus getrennt und der Siebröhrenaft daraus gewonnen. Dabei handelt es sich um Größenordnungen von Mikro- (ein Millionstel) oder Nano- (ein Milliardstel) Kilogramm, die mittels Analyse-Geräten auf ihre Beschaffenheit, ihren Gehalt an Aminosäuren, organischen Säuren und Nektar überprüft werden. Das Forschungsprojekt heißt „Analyse der verschiedenen Regulationsebenen und -mechanismen der Nektarzusammensetzung.“
Gelagert werden die wertvollen Proben in Tiefkühltruhen bei Temperaturen von minus 80 Grad. „Wenn die Kühltruhen mal ausfallen würden, dann wären wir aufgeschmissen“, gesteht Gertrud Lohaus. Die Pflanzen, meist Ananas- oder Tabakgewächse, stehen im gläsernen Gewächshaus auf dem 16. Stockwerk der Uni, hoch über den Dächern der Stadt.
Derzeit beträgt die erzeugte Temperatur angenehme 20 Grad. „Doch in den Sommermonaten haben wir hier schon mal 40 bis 50 Grad Hitze“, weist Gertrud Lohaus auf die dann erschwerten Arbeitsbedingungen hin.