Gazprom sponsert Kaiser-Denkmal

Bis November 2014 soll das Drei-Kaiser-Denkmal in den Hardtanlagen restauriert werden.

Hardt. „Einfach und schlicht, so wie des Deutschen Sinn.“ Das war im November 1814 in der Provinzial-Zeitung Elberfeld zu lesen und bezog sich auf ein Denkmal, das man kurz danach in Erinnerung an den Sieg über Napoleon errichten wollte. So schlicht das Denkmal auch ausfiel — zunächst wurde nur eine Freiheitseiche auf dem Neumarkt gepflanzt —, so wirr gestaltete sich später die Diskussion darüber.

Wenn das mittlerweile sogenannte „Drei-Kaiser-Denkmal“, das derzeit als Torso auf der Hardt steht, am 9. November 2014 seinen 200. Geburtstag feiert, dann sollte diese Diskussion Geschichte sein. Das jedenfalls hofft Liudmilla Gutina, Geschäftsführerin des Deutsch-Russischen Kulturzentrums „Applaus“. Falls man die Sache zügig angehe, könne die Sanierung des Mahnmals bis zum Jubiläum abgeschlossen sein. Zwar seien die voraussichtlichen Kosten für die fälligen Arbeiten noch nicht gänzlich ermittelt, doch stünden bereits 70.000 Euro zur Verfügung. Geldgeber sei dank Vermittlung von Vladimir Schemyakin, einem Abgeordneten des russischen Parlaments Duma, die Gazprom Germania.

Das russische Engagement für ein Denkmal in Elberfeld erklärt sich aus jener Schlacht 1813 gegen Napoleon, in der sich preußische, österreichische und russische Heere verbündet hatten. Drei Kaiser waren es nicht, sondern der Zar von Russland, der Kaiser von Österreich und der König von Preußen, aber das übersah der Volksmund gnädig, als sich der griffige Namen für das Denkmal durchsetzte.

Eberhard Illner, Leiter des Historischen Zentrums, mahnte allerdings an, das Denkmal, das 1894 im Zuge der Umgestaltung des Neumarkts auf die Hardt verlegt worden war, in seiner gegenwärtigen Gestalt zu belassen. Gerade mit seinen Spuren der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg mache es die wechselvollen deutsch-russischen Beziehungen anschaulich. Zudem votierte Illner gegen eine Einmischung von russischer Seite.

Lange Zeit folgte die Stadt Wuppertal Illners Sicht und lehnte eine Restaurierung ab. Gutina und ein wachsender Kreis von Befürwortern blieben jedoch beharrlich und stimmten für eine Geste deutsch-russischer Völkerfreundschaft.

Inzwischen hat sich die Position der Stadt gewandelt, zumal Berichte von Zeitzeugen darauf hindeuten, dass die Hauptschäden am Denkmal nicht dem Krieg geschuldet sind, sondern einer viel später erfolgten Erweiterung des Spielplatzes auf der Hardt. Schon im Herbst 2012 hatte der Kulturausschuss eingelenkt. Die Verwaltung solle zunächst die Kosten ermitteln und dann rechtsverbindlich klären, ob „die Russen zu ihrem Wort stehen und bereit sind, die Summe zu übernehmen“. Im April diesen Jahres teilte die Verwaltung dem Ausschuss mit, dass in Abstimmung mit dem Gebäudemanagement und der Unteren Denkmalbehörde Kostenschätzungen eingeholt wurden. Erforderlich seien ungefähr 71.000 Euro, davon 8000 Euro Schlosserarbeiten, 53.000 Euro Steinmetzarbeiten und 10.000 Euro für die Beschilderung.

Details der Finanzierung sollen nun laut Gutina an einem Runden Tisch mit Vertretern der Stadt geklärt werden. Sie selbst geht davon aus, dass die von Gazprom Germania bereitgestellten 70.000 Euro nicht ausreichen werden. Von Bedeutung ist dabei, dass eine originalgetreue Wiederherstellung angestrebt wird. Die Teilrestaurierung, die im Jahr 2000 mit privaten Spenden vorgenommen wurde, sei dilettantisch ausgeführt und müsse jetzt korrigiert werden. Allein für die Schmiedearbeiten seien wohl 60.000 Euro erforderlich.

Damit zeichnet sich eine Finanzierungslücke ab. Gutina mahnt dazu an, dass der ursprüngliche Sinn des Denkmals nicht verlorengehen solle. Es sei von Bürgern für Bürger errichtet worden. Da liege auf der Hand, dass sich heutige Bürger finanziell an der Sanierung beteiligen sollten.

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