Suche nach neuen Räumen Frauenzentrum Urania sucht neue Räume

Elberfeld · In sechs Monaten müssen die Ehrenamtler an der Stiftstraße ausziehen. Der Verein für lesbische Frauen will in Elberfeld bleiben.

 Christiane Freyer vor den Räumen des Frauenzentrums, die oberhalb der alten Garagen liegen und saniert werden müssten.

Christiane Freyer vor den Räumen des Frauenzentrums, die oberhalb der alten Garagen liegen und saniert werden müssten.

Foto: Fischer, Andreas H503840

. Das Haus mit der bunt angemalten Fassade ist seit mehr als 40 Jahren ihr Domizil. An der Stiftstraße in Elberfeld bietet das Frauenzentrum Urania seit 1977 einen Treffpunkt mit vielfältigen Aktionen an. Doch damit könnte bald Schluss sein. Denn Anfang des Jahres erhielt der Vorstand um Christiane Freyer die Kündigung des Mietvertrags – völlig überraschend. „Das trifft uns hart und unerwartet. Aber eins ist klar: Wir brauchen neue Räume“. Mit dem Vermieter, der AOK Rheinland, sei man jetzt im Austausch. „Wir haben um einen Aufschub bis zum Ende des Jahres gebeten“, erklärt Freyer. Noch sei aber keine Reaktion erfolgt. Aber, und das betont die Vorsitzende des 2006 gegründeten Vereins: „Wir hatten immer ein gutes Verhältnis zum Vermieter.“

Das Lob gibt die AOK gerne zurück. Oliver Hartmann, Leiter der AOK-Regionaldirektion Wuppertal-Remscheid-Solingen, erklärt: „Wir können die Räume aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht länger vermieten.“ Aufgrund ihrer Lage über älteren Garagen und da sie Teil eines größeren Gebäudekomplexes sein, müssten sie nach Angaben eines Sachverständigen grundlegend saniert werden. Das möchte die Krankenkasse aber nicht. „So können wir unseren Vermieterpflichten aber nicht mehr nachkommen“, erklärt Hartmann. Die AOK habe sich deshalb dazu entschieden, die Räume nicht neu zu vermieten, sondern als Lagerplatz zu nutzen.

Urania stellt sich jetzt darauf ein,ihr Domizil zum 30. Juni 2019 zu räumen. Die Suche nach neuen Vereinsräumen läuft derzeit an. Die Größenordnung liegt etwa bei 100 Quadratmetern. Das Gebäude sollte barrierefrei zu erreichen sein und auch eine gute Anbindung an den ÖPNV sei wünschenswert. Mehr als 300 Euro an Miete kann der Verein nach eigenen Angaben nicht aufbringen. Man sei aber bereit, etwaige Renovierungsarbeiten selbst zu übernehmen. Bereits die aktuellen Räume habe man seinerzeit selber gestaltet. „Wir möchten gerne im Raum Elberfeld bleiben“, sagt Freyer, die den Umzug auch als Chance für etwas Neues begreift. Sie hofft zudem auf Unterstützung von der Stadt, lobten Stadtvertreter doch bei der Feier zum 40-jährigen Bestehens des Vereins die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Organisation.

40 Frauen sind derzeit Mitglied im Verein. Sie kommen nicht nur aus Wuppertal, sondern auch aus den umliegenden Städten. Das Angebot ist groß – so gibt es etwa ein Generationencafé, Tanz und Musik, Filmangebote, Diskussionsrunden und Spielenachmittage. Neue Räume zu finden, sei jetzt dringendes Ziel. „Urania als Frauenzentrum ohne Räume geht gar nicht“, sagt Freyer. Am Donnerstag, 24. Januar, findet daher ein offenes Plenum statt, bei dem sich alle mit kreativen Gedanken und Ideen einbringen können. Das Angebot soll in jedem Fall weitergeführt werden. „Wir leben nicht in einer Nische, sondern sind Teil der Stadt“, stellt Freyer fest und verweist auf Vernetzungen und Aktivitäten, wie der Teilnahme beim Wuppertaler Frauengesundheitstag.

Ein Blick in die Geschichte zeigt ebenfalls die große Präsenz. Der erste Frauenschwoof (1983) in der Börse mit später mehr als 1000 Besuchern oder das Schaffen der Gleichstellungsstelle für Frauenfragen 1985, die später Gleichstellungsstelle für Frau und Mann wurde. Ein Blick in die Chronik der „Urania-Geschichte“ gibt weitere Einblicke in die politisch und sozial engagierten Aktivitäten hetero- und homosexueller Frauen in Wuppertal.

Einem Aufruf von Erika Schilling, der Mutter von Alice Schwarzer, „Radikalfeministin sucht Frauengruppe“ folgte 1974 die Gründung eines Frauenzentrums in der Luisenstraße. Nach einem Umzug in die Friedrich-Engels-Allee folgte dann der Umzug an die Stiftstraße, die erste Frauenzeitung „Dröppel(fe)mina“ erschien, ein Frauencafé mit Buchladen und vielen weiteren Aktivitäten folgten. Verwaltet wurde und wird das Zentrum, das den Namen „Urania“ seit 1986 trägt, von den Frauen selber. Wer dem Verein bei der Suche nach einer neuen Unterkunft oder mit einer Spende für Umzug oder anstehende Renovierungskosten helfen kann, findet weitere Angaben auf der Homepage.

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