„Et Gisela“ hält den Männerstammtisch zusammen

Seit zehn Jahren treffen sich die Herren der Schöpfung im Gemeindestift an der Blankstraße.

„Et Gisela“ hält den Männerstammtisch zusammen
Foto: Stefan Fries

Südstadt. Angesichts des Frauenanteils von rund 75 Prozent im Reformierten Gemeindestift Elberfeld an der Blankstraße fühlten sich die Herren der Schöpfung doch ein wenig unterrepräsentiert bei der gemeinsamen Kaffeetafel. Grund genug, mal einen reinen Männerstammtisch ins Leben zu rufen. Zehn Jahre ist das jetzt her. Seitdem treffen sich die Herren an jedem dritten Mittwoch im Monat.

Statt Kaffee und Plundergebäck wie beim Kaffeeklatsch, gibt es vorwiegend ein „Fläschken“ Bier und „Bütterkes“ mit Salami, Käse oder Schinken, bei dem das gute Dutzend auch munter zugreift und schnell miteinander ins Gespräch kommt. „Eine gemischte Gruppe“, wie Monika Hohaus, die Dienststellenleiterin des Gemeindestifts, verrät. „Gemischt“ deshalb, weil Mieter mit Wohnungen in der Senioreneinrichtung dort ebenso vertreten sich wie pflegebedürftige Herren im gesegneten Alter. „Das ist wichtig, denn das motiviert gerade unsere pflegebedürftigen Bewohner.“

Doch so ganz die reine Männerwirtschaft ist das dann doch nicht. Da gibt es nämlich „et Gisela“ — man ist untereinander per Du —, die ehrenamtliche Helferin Gisela Müller, die Seele vom Ganzen, die stets ein Gesprächsthema zur Hand hat, das Erinnerungen weckt und die Unterhaltungen in Gang bringt. Diesmal das einstige Thalia-Theater in Elberfeld, das 1906 eröffnet und 1967 auf Geheiß „weitsichtiger“ Stadtväter abgerissen wurde. „Das würde man heute bestimmt nicht mehr machen“, so Gisela Müller, die gleich jede Menge Erinnerungen bei den 75- bis 96-Jährigen wachruft. „Hans Albers ist da aufgetreten, Marika Rökk, Caterina Valente und Heinz Erhardt.“

Was Rudi Stahl gleich zu einem lustigen Heinz-Erhardt-Gedicht inspiriert, das er bestens gestimmt vorträgt. Wobei man wissen muss, dass der Rudi eine Stunde vorher noch im Bett gelegen und sich unpässlich gefühlt hatte. „Komm, liegen kannst Du später auch noch“, hatte ihn Gisela Müller zur Teilnahme animiert und damit genau den richtigen Ton getroffen.

Thalia, da fiel den Sportfreunden im Kreis ein, dass da auch der Elberfelder Profi Emil Koch noch geboxt hatte. „Der mit der klasse Linken“, weiß einer noch, und dass es beim Bezirksmeisterschaftsfinale einen Superkampf im Schwergewicht zwischen Reinhard von Waldenfels (VfB) und dem Fußballer und Boxer Bernd Nölle (WSV) gegeben hatte.

Gisela Müller hat noch eine besondere Anekdote parat: „Else Limmers, die Filmvorführerin und Beleuchterin im Thalia-Theater, war später Bewohnerin des Seniorenstifts in der Blankstraße“ berichtet sie. Aber an die Thalia-Dame kann sich im Kreis selbst der Alterspräsident Ernst Solbach (96) nicht mehr erinnern. Umso mehr aber an zukünftige Gesprächsthemen wie die Wuppertaler Treppen, das Tippentappentönchen, die Jakobs- oder die Holsteiner Treppe. Ein von Klaus Burandt illustriertes und von Siegfried Becker geschriebenes Buch über „Olle Hüser un olle Geschichten“ reizt ebenfalls, in längst verschüttet geglaubten Erinnerungen zu kramen. „Mit Siegfried Becker war ich zusammen in der Volksschule Gertrudenstraße“, erinnert sich Heinz Rolf Holtemeier, der seit zwei Jahren keinen Männerstammtisch ausfallen lässt.

Über munteren Gesprächen vergeht die Zeit wie im Fluge, und „et Gisela“ weist zum Ende der fröhlichen Runde auf den Teller und fragt. „Noch jemand en Bütterken?“

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