Am Rande der Großstadt Im grünen Dazwischen lässt es sich gut leben

Dönberg · Rainer Stiefeling betreibt zwischen Dönberg und Velbert einen Bauernhof. Der liegt umgeben von Wiesen und Wäldchen.

Heike Stiefeling (v.l.), Mathias Stiefeling und Rainer Stiefeling fühlen sich an der Grenze zu Velbert genauso wohl wie Hund Kir.

Heike Stiefeling (v.l.), Mathias Stiefeling und Rainer Stiefeling fühlen sich an der Grenze zu Velbert genauso wohl wie Hund Kir.

Foto: Fries, Stefan (fri)

. Der Bauernhof von Rainer Stiefeling liegt zwischen Dönberg und Neviges. Dieses klare Dazwischen gibt es so erst seit 1975. Damals kam Neviges durch die Gebietsreform zur Stadt Velbert, während Dönberg Wuppertal angegliedert wurde. Wohin er gehört, weiß Stiefeling genau. „Ich bin Dönberg-orientiert“, sagt der 58-jährige Landwirt. Vor vier Jahrzehnten trat er der Freiwilligen Feuerwehr an der Horather Straße bei. Den elektronischen „Piepser“, der ihm jeden Einsatzalarm meldet, hat er auch bei der Arbeit auf Hof und Feld dabei. Stiefeling wäre sogar noch häufiger im Ortskern, wenn nicht in den vergangenen Jahren einige Geschäfte zugemacht hätten. „Inzwischen fahre ich zum Einkaufen nach Neviges.“

Zwischen Wiesen und Wäldchen liegt Stiefelings 115 Hektar großes Anwesen. Wer vom Dönberg aus zu Fuß kommt, sieht am meisten von der sanft hügeligen Landschaft. Vorbei am Wuppertaler Ortsschild geht es die Nordrather Straße hoch und dann weiter in den Fettenberger Weg. Auf dem Weg zum Haus der Familie Stiefeling bekommt man einen ersten Eindruck vom Milchviehbetrieb. Auf mehrere Stallgebäude verteilt, stehen hier 110 Milchkühe.

Eine stolze Zahl, die noch gar nicht so alt ist. Vor 2016 wirtschaftete Stiefeling noch mit der Milch von 70 Tieren. Als er den Viehbestand erweiterte, dachte er vor allem an seine Kinder Heike und Mathias. Seine 27-jährige Tochter hat die Ausbildung zur Agrarbetriebswirtin bereits gemacht, sein Sohn ist 22 Jahre alt und strebt den gleichen Abschluss an. Für Stiefeling ist absehbar, dass er den Hof seinem Nachwuchs überlässt. „Vielleicht schon im nächsten Sommer. Ich finde, man muss nicht erst 70 Jahre oder älter werden, um die Verantwortung abzugeben.“

Mit dieser Regelung führt der Milchbauer eine Familientradition fort. Sein Vater war Mitte 50, als er 1986 die Nachfolge antrat – und sich daran machte, den Betrieb zu modernisieren. „Früher waren die Kühe ganz anders untergebracht“, erinnert sich Stiefeling. „Ich kenne es so, dass die Tiere von November bis Mai im Stall an der Kette festgemacht waren. Jedes hatte einen Stellplatz von gerade einmal 2,5 Quadratmetern.“ Die heutigen Ställe bieten deutlich mehr Platz. Alle Kälber, die auf dem Hof geboren werden, werden hier auch aufgezogen. Die männlichen Jungtiere dienen der Bullenzucht.

Wie sehr sich die Landwirtschaft verändert hat, will Stiefeling auch an die nächsten Generationen weitergeben. Er hat gute Kontakte zum Evangelischen Kindergarten auf dem Dönberg, und regelmäßig findet bei ihm die Hofrallye der Nevigeser Landjugend statt. Dann hat er die Gelegenheit, Kindern im Grundschulalter zu zeigen, woher die Milchprodukte aus dem Supermarkt ursprünglich kommen.

Stiefeling wundert sich manchmal über die Vorstellungen, die die Kinder zur Hofrallye mitbringen. „Wenn man einen Bauernhof besucht, braucht man unbedingt Gummistiefel“ – dieser Gedanke sei immer noch verbreitet. Auf seinem Hof sei das nicht nötig.

So wie ihn die Kinder aus Wuppertal und Velbert besuchen, so fühlt er sich in Städten bloß als Besucher. „Ich will im Leben nicht in der Stadt wohnen. Wenn man hier auf dem Lande aufgewachsen ist, zieht es einen nirgendwo anders hin. Wir wohnen schön hier – mit Blick ins Grüne und auf die Hügel.“

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