Wuppertal Die Stadt verteidigt Baumfällungen

Das Gebäudemanagement erklärt den Bezirksvertretern und Anwohnern die Arbeiten an der Gertrudenstraße. Gut 80 Bäume sollen dort wegen der Sanierung einer Stützmauer beseitigt werden.

Wuppertal: Die Stadt verteidigt Baumfällungen
Foto: Andreas Fischer

Ölberg. Das Problem wird sofort offensichtlich: Die Ziegelsteine der Mauerkrone springen ab, das eiserne Gitter ist verrostet und liegt an manchen Stellen schon neben der Mauer, einige der Mauertürmchen neigen sich deutlich sichtbar zur Seite. Die Stützmauer unterhalb des Weiterbildungskollegs Am Ölberg an der Gertrudenstraße stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1890 und hat seine besten Zeiten hinter sich. Zwischen vier und zwölf Meter geht es hier in die Tiefe, und das auf einer Länge von rund 110 Metern. „Der Mauerkopf ist nicht mehr standsicher, deshalb müssen wir sanieren“, sagt Hans-Uwe Flunkert, Leiter des städtischen Gebäudemanagements (GMW).

Er hatte die Vertreter der Bezirksvertretung Elberfeld zum Ortstermin gebeten, um den Umfang der Arbeiten, vor allem aber die Notwendigkeit zur Baumfällung deutlich zu machen. Dafür heißt es erst einmal klettern: Durch den Garten eines Anwohners und dann per Leiter drei Meter in die Tiefe — das schaffen nicht alle BV-Mitglieder. Unten wartet eine Wildnis mit Baumstümpfen, Gestrüpp und vielen Bäumen. Und mit herrlichem Blick über die Dächer rund um die Laurentiuskirche. „Für die Arbeiten brauchen wir ein Gerüst, und dafür muss eine Standfläche hergestellt werden“, erklärt Flunkert.

Das sehen sofort alle Bezirksvertreter ein. Dass die Mauer saniert werden muss, ist für Laien sichtbar: Kleine Bäume wachsen aus den Fugen, immer wieder fehlen Steine. Niemand will hier schuld sein, wenn irgendwann einem Kind im darunter liegenden Garten ein Stein auf den Kopf fällt.

Erste Bäume wurden bereits im vergangenen Jahr entfernt, ebenso ein Teil des dichten Efeus. Jetzt muss ein drei Meter breiter Streifen entlang der Mauer gerodet werden. Der Auftrag ist bereits an eine Bottroper Firma vergeben, die Arbeiten können am Freitag beginnen, wenn die BV zustimmt. Dann soll vom darüber liegenden Parkplatz der Schule aus ein Treppenturm mit Gerüst aufgebaut werden. Die Sanierungsarbeiten beziffert Andreas Koch vom GMW mit rund 500 000 Euro.

„Die Fällungen sind alternativlos“, sagt Thomas Kring (SPD). Das will er auch den Anwohnern sagen, die ihn regelmäßig auf die Bäume ansprechen. Auch beim Ortstermin sind Anwohner dabei. Ihnen geht es vor allem um die Bäume, die ein Stück weiter auf dem steil abfallenden Abhang stehen. „Das ist ein in Jahrzehnten gewachsenes kleines Biotop“, betont Beate Knöbel. „Der Efeubewuchs und Mauerritzen sind Unterschlupf für viele Singvögel und Fledermäuse.“ Außerdem betont sie, dass die Baumwurzeln den Hang halten und so die darunter liegenden Häuser bei Starkregen schützen. Auch Grünen-Politikerin Anke Woelky rät zu Augenmaß bei den Fällungen.

Diese Anmerkungen akzeptiert Flunkert: Er verspricht eine Einzelfallbetrachtung auf dem Steilhang. Die Stümpfe der Bäume samt Wurzeln sollen auf alle Fälle bleiben. Aber Flunkert warnt auch vor der Gefahr, dass diese irgendwann abstürzen und Menschen treffen könnten. „Wenn wir jetzt einmal die ganze Ausrüstung hier haben, wollen wir natürlich alle Gefahrenbäume entfernen.“ Ein Baumexperte habe die Bäume bereits untersucht und geurteilt, dass viele eine mindere Qualität mit wenig Seitenästen haben. Besitzer der nebenliegenden Grundstücke haben darum gebeten, auch ihre Bäume zu entfernen.

Auch das Wasserabfluss-System der Schulhöfe soll geändert werden. Jetzt fließt das Wasser einfach in einer Rinne Richtung Mauer und soll dort in einen Gulli laufen. Allerdings steht einer der Bäume genau darauf. Deshalb müssen auch hier die meisten Bäume weichen. Etwas kleinere Ersatzpflanzungen sind vorgesehen. Und die Brüstung soll am Ende höher werden.

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