Denkmal des Monats Bleicher, Garne und Delfine: Der Brunnen am Wupperfelder Markt

Wupperfeld · 1884 eingeweiht, befindet sich das Denkmal des Monats März seit 1954 an seinem heutigen Standort.

 Der Bleicherbrunnen ist dreiteilig im Aufbau.

Der Bleicherbrunnen ist dreiteilig im Aufbau.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Im 18. und 19. Jahrhundert kam es zu einem großen Zuzug von Arbeitskräften in das Tal der Wupper. Garnbleicherei und Garnhandel florierten, ebenso die daraus erwachsenden weiterverarbeitenden Gewerbebetriebe. Elberfeld und Barmen erlebten eine Zeit hoher wirtschaftlicher Blüte. Im Jahr 1821 besaßen die beiden frühen Industriestädte zusammen beinahe 43 000 Einwohner. Damit waren sie neben Köln ein Ballungszentrum des Rheinlandes.

Doch seit wann existierten die begehrten Privilegien der Garnnahrung? Bereits 1527 wurde dieses Privileg verliehen, das für ein Aufblühen der Textilindustrie im Tal der Wupper sorgte. Stellvertretend hierfür steht der Bleicher mit seiner Güte (eine Art Schaufel, mit der das Wupperwasser auf die Textilien gebracht wurde). Der Bleicherbrunnen am Wupperfelder Markt soll an dieses von Herzog Johann von Berg erteilte Privileg und den damit verbundenen Beruf erinnern.

Der Brunnen ist dreiteilig im Aufbau: In der Sockelleiste befinden sich stilisierte Delfine, die ursprünglich auch Wasser spuckten. Flankiert werden diese jeweils von zwei Säulen mit korinthischem Kapitel und Muschelornamentik. Darunter befindet sich das große Becken in Form eines liegenden Vierpasses mit Spitzen eines Quadrates. Der mittlere Bereich wird von einem runden Becken gebildet, auf dem mehrere Säulen zur nächsten Ebene führen.

Der obere Bereich besitzt das kleinste Becken und die Figur des Bleichers als Abschluss der zentralen Säulenkonstruktion. Der Bleicher hält in der rechten Hand die Güte, in der linken das Stadtwappen. Er steht in seiner typischen Arbeitskleidung mit Hut in einer Art Kontrapost (Standbein & Spielbein) und wird so den klassischen Skulpturen gleichgesetzt.

Der Brunnen wurde von dem Stadtbaumeister Carl Winchenbach (*1839 in Boisheim / Kempen, gestorben 1925 in Barmen) entworfen und vom Bildhauer Friedrich Küsthardt d. Ä. (*1830 in Göttingen, gestorben 1900 in Hildesheim) ausgeführt. Die Einweihung wurde am 21. Mai 1884 gefeiert.

Friedrich von Eynern jun. (*1834 in Barmen, gestorben 1893 ebd.) übergab als Vertreter der Bürgerschaft den Brunnen dem Oberbürgermeister der Stadt Barmen, Friedrich Wilhelm Wegner (*1836 in Klöden, gestorben 1898 in Barmen, ab 1879 Oberbürgermeister). Zuvor war Barmen an die zentrale Versorgung mit Ruhrwasser angeschlossen worden.

Als eine Folge der Prosperität der Städte entwickelte sich eine heterogene vermögende Kaufmanns- und Fabrikantenschicht, neben Vertretern der alteingesessenen Familien Vertreter aufgeschlossener Denkweisen. Aus diesen bürgerlichen Gesellschaften erwuchs der Wunsch, freiwillige Vereinigungen, Interessensgemeinschaften, mit festen organisatorischen Formen zu bilden, die zunächst dem aufklärerischen Impuls entsprangen. So war der Boden bereitet für zahlreiche Gesellschaften, private Vereine und Klubs.

Unter anderem entstand daraus der Bergische Geschichtsverein. Dessen Siegel war zunächst eine Darstellung aus dem Buch Rut (AT, Rut 2,17) „Also las sie auf dem Felde bis zum Abend, und schlug es aus, was sie aufgelesen hatte; und es war bei einem Epha Gerste“. Vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg änderte die 1838 neu gegründete Abteilung Wuppertal des Bergischen Geschichtsvereins ihr Logo in den für Wuppertal typischen Bleicher.

Erst seit 1954 befindet sich der Brunnen an seinem heutigen Standort, dies ist dem Ausbau der B7 geschuldet, ursprünglich lag der kleinere Marktplatz dem heutigen gegenüber. Leider erfuhr der Brunnen in der Folgezeit durch Vandalismus und Verfall zahlreiche Schäden, die nach und nach wieder repariert wurden.

Auch bei der 450-Jahrfeier des Privilegs der Garnnahrung 1977 gelang es leider nicht, den Platz und den Brunnen nachhaltig zu sichern, vielleicht gelingt bis zum 500-jährigen Jubiläum 2027 ein Neustart.

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