Bewegende Feier im Lutherstift

Das 165-jährige Bestehen des Seniorenzentrums wurde mit viel Tanz und Kunst gefeiert.

Nordstadt. Hat man im Alter noch Träume und will oder kann man noch tanzen? Zum 165jährigen Bestehen des Seniorenzentrums Lutherstift haben sich Künstler Andy Dino Iussa und Theologe Erhard Ufermann diesen Themen angenommen unter dem Motto „Traumtanzen“. dabei sollten beide Themen — das Tanzen und das Träumen — in bewegten und bewegenden Szenen zum Ausdruck gebracht werden.

Fotografin Dörthe Boxberg zeigte dazu in einer Fotoausstellung Momentaufnahmen der Bewohner des Lutherstiftes, wie sie gemeinsam mit dem brasilianischen Tänzer und Choreographen Milton Camilo ihre Persönlichkeit durch Bewegungen ausdrückten. „Dieses Projekt mit alten und auch körperlich eingeschränkten Menschen hat viel Spaß gemacht“, fasste Boxberg zusammen. Die 81-jährige Bewohnerin Hildegard Brösge machte bei der Aufführung „Tanzen im Sitzen“ mit — sie ist an den Rollstuhl gefesselt: „Unsere Gymnastiklehrerin hat die Gabe Menschen zu begeistern“, sagte sie fröhlich nach ihrer Darbietung.

Die Australierin und langjährige Tänzerin des Pina-Bausch-Ensembles, Jo Ann Endicott, gab zur Feier im Lutherstift eine Lesung und erzählte vom Seniorentanz-Theaterprojekt „Kontakthof mit Damen und Herren über 65“, das sie selbst geleitet hatte. „Die Senioren waren einfach genial — es war meine Lieblingsfassung von ,Kontakthof’. Ich habe alte Menschen sehr gern“.

In der anschließenden Dokumentation von Filmemacherin Lilo Mangelsdorff gaben Probeszenen und Interviews einen Eindruck wieder, was das Stück in den Ensemblemitgliedern ausgelöst hatte — auch Träume wurden wahr. Einer der Tänzer des über elf Jahre erfolgreich aufgeführten Stücks ist Heinz Nölle (81), der dreimal in der Woche zum Schwimmen geht und sich demnächst zum Gymnastiktraining mit seinen Weggefährten in der „Lichtburg“ trifft. „National und international haben wir stehende Ovationen erhalten und meine beiden Töchter waren tief bewegt. Es hat mein Leben bereichert — danke Pina“, sagte der immer noch drahtige Senior.

Bei der abschließenden Tangonacht animierten Wuppertaler Tanzlehrer zum Mittanzen. Das war zwar nichts mehr für die 90-jährige Gerda Büsing, „aber am Tisch sitzen, etwas trinken und sich unterhalten, ist auch schön.“ Wolfgang Paul, Geschäftsführender Vorstand des Lutherstiftes, sieht die Institution am Ölberg integriert: „365 Tage haben wir die Türen geöffnet und sind froh, dass es so angenommen wird.“ Als Begegnungsstätte mit einem vielfältigen Kulturprogramm und einem Zentrum für alte, behinderte und kranke Menschen, die ein weitgehend selbständiges Leben inmitten der Gesellschaft führen, ist der Stift aus dem Leben in der Nordstadt nicht mehr wegzudenken.

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