Nachgehakt Ausweichstrecke Wolkenburg:„Es ist nach wie vor der Horror“

Die Straße gilt seit der Sperrung der B7 als eine der am stärksten genutzten Umleitungen — zum Leidwesen der Anwohner.

Nachgehakt: Ausweichstrecke Wolkenburg:„Es ist nach wie vor der Horror“
Foto: S. Fries

Wuppertal. Seit knapp 30 Jahren wohnt und arbeitet Claudia Kempf an der Wolkenburg. Jetzt zieht sie um. „Ich kann meinen Sohn nicht alleine an der Straße entlanggehen lassen“, sagt sie. Der Fünfjährige soll bald eingeschult werden und möglichst alleine zur Schule gehen — an der Wolkenburg nicht möglich, findet die Mutter.

Seitdem die B7 gesperrt ist, nutzen viele Autofahrer die Wolkenburg als Ausweichstrecke. Schon am frühen Nachmittag fährt Auto an Auto durch das Nadelöhr, im Berufsverkehr stauen sich die Fahrzeuge über die gesamte Straßenlänge.

Der Verkehr würde sich mit rund 19 000 Fahrzeugen am Tag mehr als verdoppeln, schätzte die Stadt vor der Sperrung. Eine aktuelle Verkehrszählung gibt es laut Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler nicht. „Die Wolkenburg ist zu Spitzenzeiten gut ausgelastet — aus unserer Sicht aber nicht kritisch. Es funktioniert und ist stabil.“

Das sieht Claudia Kempf anders. „Es ist nach wie vor Horror. Entweder es ist Stau oder die Autofahrer fahren zu schnell.“ Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer und der Zebrastreifen würden von den Autofahrern nicht genug wahrgenommen, zudem gebe es nicht genügend Polizeikontrollen. „Wenn ich mit meinem Sohn über den Fußgängerüberweg gehe, schießt regelmäßig ein Auto um die Ecke. Einer hat sich mal entschuldigt.“ Meistens seien die Autofahrer aggressiv — inklusive gezückten Mittelfingers.

Als „ganz schlecht“ empfindet auch Anwohner Manfred Klein-Ellinghausen die Situation. „Es ist wesentlich lauter geworden, und man kommt oft nur mit Glück über die Straße. Manchmal stehe ich zwei, drei Minuten auf dem Gehweg, bis ich auf die andere Seite komme.“

„Eine rote Laterne“ ist das Thema für Adam Donner. Er wohnt und arbeitet seit 50 Jahren an der Wolkenburg. „Es hat sich nichts verbessert“, schimpft er. Im Gegenteil: Jenseits von Gut und Böse sei es, was die Stadt den Anwohnern zumute. „Ich muss zehnmal am Tag aus meiner Einfahrt. Das dauert fünf Minuten, bis mich mal einer rauslässt.“

„Die Straße ist zu eng für diese Massen von Verkehr“, sagt Claudia Kempf. Eigentlich sei ein zweiter Zebrastreifen in Höhe der Wolkenburgtreppe nötig: „Wenn die eröffnet ist, gehen noch mehr Menschen hier entlang.“ Dass die Stadt dann noch die Bremsschwellen auf der Straße hat entfernen lassen, empfindet Kempf als Hohn gegenüber den Anwohnern: „Das ist, als wären die Leute hier der Stadt nichts wert.“ Für die Stadt war die Entfernung hingegen eine logische Maßnahme: „Bei wenig Verkehr wird gerne gerast — deshalb die Bremsschwellen“, erklärt Schmidt-Keßler. Sie seien entfernt worden, um den Verkehr zu beschleunigen. „Wir wollten dem Zusatzverkehr keine Hindernisse in den Weg legen.“ Ohnehin gehe es bei vollen Straßen langsamer voran.

Claudia Kempf hat für sich und ihren Sohn mittlerweile Konsequenzen gezogen: „Ich bin müde. Ich habe eine neue Wohnung gefunden und ziehe weg von hier.“

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