100 Jahre Willy Müller: Vom Fahrrad-Verleih zum Kinder-Paradies

Die Traditionsfirma Willy Müller & Söhne feiert Jubiläum.

Elberfeld. "Viele Kunden kenne ich als Kinder, als Mütter und Omas", sagt Hartmut Müller, Chef des Spielzeugparadieses an der Luisenstraße. Er blickt auf eine lange Tradition zurück: Am Samstag feierte das Haus Willy Müller & Söhne sein 100-jähriges Bestehen. Gegründet wurde das Geschäft von Hartmuts Großvater, dem Rennfahrer Willy, als Fahrradladen.

Ganz neu und begehrt war damals, noch vor dem Ersten Weltkrieg, der Fahrradverleih. Zuerst verkaufte Müller am Haspel in Unterbarmen, dann an der Nordstraße, dann nahe des Neumarktes. Nachdem die Bomben des Zweiten Weltkriegs alles zerstört hatten, baute die Familie Müller 1950 das Haus an der Luisenstraße, in dem bis vor kurzem Zweirad Müller residierte. Die ganze Familie, mit Oma, Opa, Onkels und Tanten zog darin ein.

Zu dieser Zeit hatten sich die Söhne schon die Geschäftszweige geteilt: Willi kümmerte sich um die Fahrräder, Heinz um das hinzugekommene Spielzeug. Als die Räume zu eng wurden, kaufte Heinz Müller das Haus Luisenstraße 23-25 dazu, in dem der Spielzeugladen heute residiert.

"Ich hatte eigentlich keine Wahl", sagt Hartmut Müller, der nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinem Bruder Heinz das Geschäft übernommen hat. Der Vater ließ die Jungen erst ein Handwerk erlernen. "Das ist heute ein echter Vorteil, wir können vieles selbst erledigen."

Besonders Heinz Müller ist Herr der Modelleisenbahn-Abteilung, baut dort Digitalsteuerungen ein oder tauscht Ersatzteile aus. Die Kinder der beiden allerdings - sie hatten die Wahl - haben sich alle für einen anderen Beruf entschieden. "Wir stehen halt von morgens bis abends sechs Tage die Woche im Laden", sagt Heinz Müller - trotz der sieben Angestellten.

Beim Angebot setzen die Brüder auf ihren 600 Quadratmetern Verkaufsfläche auf das klassische Spielzeug wie Gesellschaftsspiele, Lego, Stofftiere, Kaufladen-Zubehör und Eisenbahn. Computerspiele sind nicht zu finden: "Da können wir preislich nicht mithalten." Stattdessen versuchen die Brüder, mit gutem Service und fairen Preisen zu punkten. So kommen immer wieder Eltern nach langer Abwesenheit ins Geschäft, die zur Decke blicken und sich erinnern: "Aber da fuhr doch früher eine andere Eisenbahn?"

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