Die Wuppertaler haben ihr Bremme Bräu nicht vergessen

WZ-Leser erinnern sich an die ehemalige Bierbrauerei an der Albertstraße. Viele haben noch Andenken behalten.

Wuppertal. Der Schriftzug über dem Torbogen an der Albertstraße erinnert noch an einen Teil der großen Brauerei-Tradition in Wuppertal. Doch viel mehr ist an dem alten Standort der Bremme-Brauerei nicht geblieben. Ein Teil des Areals ist längst einem Supermarkt gewichen und auch vom bestehenden Rest wird bald nur noch die denkmalgeschützte Fassade stehen. Das ehemalige Sudhaus wird derzeit entkernt, irgendwann könnten darin Wohnungen entstehen (die WZ berichtete).

Doch viele Wuppertaler haben Bremme nicht vergessen — auch wenn die letzten Fläschchen des Gebräus Ende der 1990er Jahre aus den Getränkeläden verschwanden. Das beweisen die vielen Zuschriften auf unsere Berichterstattung.

Wolfgang Linge etwa arbeitete über 40 Jahre für die Brauerei. „Meine kaufmännische Lehre habe ich 1953 angefangen, danach auch alle Besitzerwechsel mitgemacht.“ Einmal im Moment trifft er sich auch jetzt noch mit ehemaligen Kollegen und schwelgt in Erinnerungen. „Ich habe unheimlich gerne bei Bremme gearbeitet, da herrschte ein richtig tolles Betriebsklima.“

Von 1988 bis 1994 organisierte er gemeinsam mit seiner Frau Rita auch die Veranstaltung Bremme Live mit. „Brechend voll war es da immer rund um das Brauerei-Gelände.“ Dass sich in den leerstehenden Gebäuden wieder etwas tut, gefällt dem 75-Jährigen.

Franz Ertel (70) sitzt buchstäblich auf seinen Erinnerungen an Bremme — zwei alte Bierfässer verschönern seinen Partykeller. „Fünf Mark habe ich damals pro Stück bezahlt, über fünfzig Jahre muss das her sein.“

Auch Gerd Heidenthal (70) hat Dekoartikel gerettet: Zwei Lampen, die früher eine Gaststätte schmückten. Bei Festen der Radsportler der RSG 153 Wuppertal gehörte das Bremme-Bräu natürlich dazu. „Schade drum, dass es das nicht mehr gibt“, sagt Heidenthal.

Einen bleibenden Eindruck haben auch die Bierkutschen hinterlassen, auch wenn sie seit Jahrzehnten nicht mehr fahren. „Wenn die Kutsche früher vor einer Kneipe zum Beliefern von Bier stand, wurden die Fässer (ein Hektoliter) vom Wagen auf ein Lederkissen fallen gelassen und dann durch eine Luke über Schienen in den Bierkeller gerollt, wobei im Keller wieder ein Lederkissen lag“, schreibt Wilhelm Schwarz. Auch später, als längst Autos die Fässer transportierten, wurde das Gespann noch zu Promozwecken genutzt, wie Michaela Wagner (Jg. 1968) erklärt. „Man hörte das Pferdegetrappel bis zur Oberen Sehlhofstraße, in der ich später wohnte.“

In der Nachkriegszeit, als Benzin rar war, hatte die Brauerei aber auch Lkw mit Holzvergaser im Einsatz, wie sich Edwin Markert erinnert. „Die hatten einen gusseisernen Kessel und immer Säcke mit Buchenholz dabei.“ Als Kind durfte er manchmal auf den Fässern mitfahren.

„Bei uns in der Kneipe haben wir auch immer Bremme-Bier bezogen“, sagt Liselotte Dicke (72). Ihre Mutter Lisa betrieb jahrzehntelang auf der Unteren Lichtenplatzer Straße die Gaststätte Linde. „Man kannte meine Mutter im Stadtteil überall als Oma Linde.“ Zu dem Gebäudetrakt, in dem die Tresore standen, musste Dicke früher oft selbst für die Abrechnungen hin.

Die drei „B’s“ von Bremme Bräu Barmen waren im Volksmund übrigens schnell umgedichtet worden, wie uns Leser berichten — wahlweise zu „Bisse bald besoffen“ oder „Bums, bisse besoffen“.

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