Vor 200 Jahren: Cronenbergs erste Apotheke war eine Sensation

Vor 200 Jahren wurde die „Löwen-Apotheke“ gegründet.

Cronenberg. Vor 200 Jahren war es um die Gesundheit der Cronenberger nicht gut bestellt. Es gab keinen Arzt, und wegen jedes Pulvers musste man in das nur schwer zu erreichende Elberfeld, was oftmals eine Tagestour bedeutete. Die Wege waren teils so schlecht, dass sich oft sogar die Postkutschen weigerten, die halsbrecherische Fahrt zu riskieren. Die Elberfelder Apotheken Einhorn (1697), der Engel (1741) und der Hirsch (1796) wurden deshalb nur in äußersten Notfällen aufgesucht. Doch was sollten die Cronenberger machen?

Denn der Stadtteil „brummte“. Die Bevölkerung wuchs, auch dank der sich ansiedelnden Werkzeugfirmen stieg das Bedürfnis nach heilenden Kräutern und Salben. Mit einheimischen Pflanzen und zahlreichen Drogen versuchte man bis dato, sich selbst zu helfen. Auch waren Aberglaube, Handauflegen und die Besuche von umherreisenden Kurpfuschern und Quacksalbern in Cronenberg an der Tagesordnung.

Von dieser unbefriedigenden Situation hörte auch der Wermelskirchener Apotheker Johann Wilhelm Leverkus aus der berühmten Leverkus-Familie (siehe Infokasten). Er beschloss, eine Filiale in Cronenberg zu eröffnen. Das Mischen der Pulver und das Zusammenstellen der Salben erfolgten weiter in Wermelskirchen. Die Produkte wurden dann mit Tragekiepen nach Cronenberg gebracht.

Für die Bewohner war die Eröffnung eine große Sensation, Medikamente waren sehr gefragt. So zogen nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 Soldaten aus aller Herren Länder durch Cronenberg und ließen sich dort medizinisch versorgen. Erst 1838 ließ sich mit Dr. van Werden auch der erste Arzt in Cronenberg nieder.

Zunächst gab es die Medikamente im sogenannten Riedelhaus (heute Schreibwaren Biedebach). Seit 1832 hat die Apotheke ihren Standort an der Hauptstraße. Am 1. Mai 1927 erwarb Martin Balke die Apotheke und nannte sie „Löwen-Apotheke“. Bis heute ist sie im Familienbesitz. Martin Balke übergab die Apotheke 1965 der Tochter Irmgard Jansen-Balke. Seit 2004 leitet Christine Jansen-Bethke die Apotheke.

Neben dem historischen, altbergischen Haus mit der traditionellen Freitreppe ist auch, um den heutigen Wüschen der Kunden und dem größeren Warensortiment gerecht zu werden, im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz ein moderner Anbau entstanden.

Wie traditionsbewusst die Familie ist, zeigt eine Sammlung von kostbaren Requisiten aus der Alchimistengeschichte, die Martin Balke begonnen hatte zu sammeln. Dazu gehören zum Beispiel ein Mikroskop von 1760, Tiegel, Mörser, Feinwaagen aller Art, Truhen, Schatullen und all die Dinge, mit denen früher die Medizin von den Apothekern selbst hergestellt wurde.

„Das wird auf jeden Fall alles aufbewahrt“, betont Jansen-Bethke. Die 56-Jährige ist stolz, gemeinsam mit ihrem Team eine Apotheke mit einer so langen Tradition führen zu dürfen.

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