Cronenberg Streit um Ersatzbau an der evangelischen Gemeinde

„Kleines Häuschen“ soll abgerissen werden. Der Neubau darf aus Denkmalschutzgründen nicht näher an die Kirche heranrücken.

Cronenberg: Streit um Ersatzbau an der evangelischen Gemeinde
Foto: Stefan Fries

Cronenberg. Die evangelische Gemeinde Cronenberg möchte ihr „kleines Häuschen“ abreißen. Doch die Planungen für ein Ersatzgebäude stoßen auf Widerstand: Mit den Ideen der Gemeinde ist der Denkmalschutz nicht einverstanden. Er pocht darauf, dass die Kirche weiterhin als Einzelgebäude wirken muss.

Das „kleine Häuschen“, in dem sich Musiker für ihren Auftritt in der Kirche vorbereiten, wo Brautpaare auf ihren großen Moment warten und wo sich nach dem Gottesdienst die Gemeindemitglieder zum Kaffee treffen, ist kein Schmuckstück. Modernen Standards entspricht es auch nicht mehr. „Es ist nicht gedämmt, hat nur einfach verglaste Fenster und Nachtspeicher-Öfen“, berichtet Baukirchmeister Dirk Picard. „Für uns ist es nicht mehr sinnvoll zu renovieren.“

Also dachte die Gemeinde über einen Ersatz nach, fragte auch den Architekten Hans Christoph Goedeking. Und der entwarf ein kleines vier mal elf Meter großes Gebäude mit viel Glas gegenüber dem Eingang an der nördlichen Seite der Kirche. Denn den Standort des „kleinen Häuschens“ soll nach dem Abriss freibleiben. Das würde einen freien Blick auf die Borner Schule, heute das TiC, freigeben. Und zudem bliebe eine Freifläche, auf der Feste und Konzerte stattfinden könnten. Das gefiele auch dem Cronenberger Heimat- und Bürgerverein, der sich schon lange einen zentralen Platz im Stadtteil wünscht. „Der Rathausplatz gehört der Stadt ja nicht mehr“, erklärt Rolf Tesche, Vorsitzender des Bürgervereins.

Doch das Denkmalschutzamt legt sein Veto gegen ein Gebäude auf dem Kirchplatz ein: „Die Kirche steht unter Denkmalschutz, auch weil sie eine der letzten ist, die allseitig freisteht“, erklärt Uwe Haltaufderheide vom städtischen Denkmalschutz. Das dürfe nicht durch Anbauten und auch nicht durch nahestehende Gebäude verändert werden. Die Kirche habe auch keine Rückseite, sondern vier gleichwertige Seiten.

Als das bei einem Ortstermin diskutiert wurde, kam die Idee auf, den Ersatzbau am Rande des Kirchhofs, etwa an der Treppe zum TiC. Doch auch das sei nicht möglich, erklärt Uwe Haltaufderheide. Denn der gesamte Kirchhof, der einst Friedhof war, müsse geschützt werden. Ein Ersatzbau könne nur an dessen altem Standort oder noch weiter westlich auf dem freien Areal mit Parkplätzen stehen.

Die Gemeinde ist enttäuscht: „Wir wollen so nah wie möglich ans Kirchengebäude“, erklärt Finanzkirchmeister Winfried Straube. „Ein Brautpaar oder Musiker sollte doch nicht noch über die halbe Wiese gehen müssen.“ Ihm liegt auch daran, dass die Kirche in ihrer Funktion als Gemeindetreffpunkt erhalten bleibt. Dafür müssten sie die Örtlichkeiten auch attraktiv gestalten.

Rolf Tesche hält die Argumente des Denkmalschutzes für „an den Haaren herbeigezogen“: „Der Friedhof reichte mal um die ganze Kirche herum — bis Napoleon die Solinger Straße bauen ließ.“ Der Denkmalschutz werfe ihnen „Knüppel zwischen die Beine“ in dem Bemühen, etwas für den Cronenberg zu tun: „Wir fühlen uns auf die Seite geschoben!“

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