Streifzug durch die Kohlfurth

Naturwissenschaftlicher Verein führt durch Feuchtbiotop. Blutegel und Springkraut haben sich angesiedelt.

Streifzug durch die Kohlfurth
Foto: Stefan Fries

Kohlfurth. Fast dreißig Interessenten sind am Wochenende einer Einladung des Naturwissenschaftlichen Vereins gefolgt. Gemeinsam wurde das Feuchtbiotop in der Unterkohlfurth erkundet. Das Areal gehört dem Wupperverband und ist für die Öffentlichkeit üblicherweise nicht zugängig. Durch seine unterschiedliche Topographie ist das Gebiet von einer großen Artenvielfalt geprägt.

Wie der Cronenberger Biologe Joachim Pastors erklärt, lebt hier zum Beispiel der medizinische Blutegel, nicht zu verwechseln mit dem häufiger vorkommenden Pferdeegel. Ein Blutegel biss sich auch sofort beim Flora-Experten Wolf Stieglitz fest, der warten musste, bis sich das Tier mit Blut vollgesogen hatte.

Pastors präsentierte den Naturfreunden außerdem eine Ringelnatter und eine Blindschleiche. Die Tatsache, dass die Blindschleiche keine Schlange, sondern eine Echse ist, erstaunte viele. Der Unterschied: Echsen haben Füße, die bei der Blindschleiche mal vorhanden waren, jetzt aber nicht mehr sichtbar sind. „Blindschleichen sind auch nicht blind. Es wird vermutet, dass der Name von ’blenden’ kommt. Das wird durch die Farbe und Nässe verursacht“, erklärte der Biologe.

In den insgesamt zwölf, meist angelegten Tümpeln gibt es zwanzig Libellenarten. Auch Kammmolch, Bisamratte, Eisvogel und eine Reiherkolonie haben sich in diesem Bereich angesiedelt. Das Gelände könnte bald auch den Waschbär anlocken, der im Burgholz bereits gesichtet wurde.

Der Hobby-Botaniker und Apotheker Wolf Stieglitz beeindruckte die Teilnehmer mit seinem Spezialwissen, besonders in Bezug auf invasive Neophyten. Diese ursprünglich nicht heimischen Pflanzen wie Springkraut, japanischer Knöterich oder Goldrute würden der hiesigen Natur nicht grundsätzlich schaden. „Sie haben keine heimischen Pflanzen verdrängt, sondern nur Nischen besetzt. Ich betrachte sie eher als Bereicherung“, so Stieglitz.

Der Buchautor könne sich auch nicht mit dem Wort „Unkraut“ anfreunden. Für ihn seien es „Wildkräuter“, die alle ihre Daseinsberechtigung haben. Viele verfügen über Gesundheit erhaltende Stoffe, die nur wenigen bekannt sind.

Wohl nur in der Wuppernähe Kohlfurths haben sich wieder Schlangenlauch, Schwanenblume und Büschelnelke angesiedelt. Wolf Stieglitz betrachtet das Gelände als ein in Wuppertal einmaliges Refugium für seltene heimische Tier- und Pflanzenarten. Derzeit soll Wuppertal eine der grünsten Städte Deutschlands sein.

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