Montessori-Kinderhaus: Zweites Zuhause für Kleene Dörper

Hier bestimmen die Kinder, was sie wie mit wem lernen. Jetzt hat sich die Einrichtung um den „Kitapreis NRW 2014“ beworben.

Montessori-Kinderhaus: Zweites Zuhause für Kleene Dörper
Foto: Andreas Fischer

Cronenberg. Was sofort auffällt, ist die Ordnung. In den Regalen steht ein Gegenstand neben dem anderen, dazwischen ist saubere, freie Fläche. Behälter wie Kisten und Dosen sind nach Größe geordnet, Kanten fast symmetrisch aneinander ausgerichtet. Unter einem Wandspiegel steht eine Kommode. Auf ihr liegt eine Holzbürste. Sonst nichts.

Vor der Terrassentür ist schräg ein Korbsessel platziert. Vier Stühle umringen einen leeren Tisch, auf einem dahinter hängenden Bild findet sich das Ensemble im Original wieder. Dezente Farben, reduzierte Einrichtung, dunkles Holz, große Fenster. Viel Raum. Im ersten Moment wirkt das zweistöckige Haus mit der durchaus heimeligen Atmosphäre nicht wie ein Kindergarten, sondern wie eine geschmackvoll akzentuierte Wohnung.

Für Montessori-Einrichtungen wie das Kinderhaus Kleene Dörper ist eine solch reduzierte, überschaubare Umgebung typisch, wie Leiterin Ulrike Hartung erklärt: „Die Ästhetik und Ordnung der Materialien laden zur Beschäftigung ein. Entgegen einer häufigen Auffassung muss für Kinder nicht immer alles bunt und grell sein. Sie brauchen Ruhe und Zeit, sich mit der Welt auseinanderzusetzen.“

Diese Welt hat das Team der Einrichtung „im Kleinformat ins Haus geholt“ — und sich damit nun für den von Land und Architektenkammer ausgelobten Kitapreis NRW 2014 beworben. Das Team ist stolz auf das, was es in jahrelanger Arbeit geleistet hat.

Rund 240 Quadratmeter Innenfläche bieten drei Räume im Erdgeschoss für die 20 Unter-Drei- bis Dreijährigen sowie sechs Räume auf der ersten und zweiten Etage für die 23 Vier- bis Sechsjährigen. Das Haus ist 2012 im Zuge der U-3-Erweiterung vergrößert worden — keine leichte Sache, denn das Gebäude aus dem von Hartung geschätzten Baujahr um 1890 steht unter Denkmalschutz. Den Baustil bezeichnet die Leiterin als eher altmodisch.

Gleichzeitig wirkt die Einheit mit ihren Balken, Säulen und großen Fenstern rund und offen. Den Boden bedeckt geöltes Eichenholz, auch die Fensterrahmen sind in dem natürlichen Material gehalten. Die auf das Ambiente abgestimmten Möbel hat das Team größtenteils auf Designbörsen und Flohmärkten gekauft und oft selbst aufbereitet.

Als nächstes soll die Dachterrasse fertiggestellt werden. Für Kinder ist die Einrichtung laut deren Leiterin wie ein zweites Zuhause. „Die Bindungen sind sehr eng.“

Die jungen Bewohner können drinnen und im Garten nach Belieben toben, lernen oder kreativ werden, allein oder in selbst gewählter Gesellschaft. „Wir gestehen ihnen gemäß Montessori Ansprüche und Eigenständigkeit zu, begleiten sie aber auch eng und führen sie schrittweise an die Dinge heran“, sagt Hartung. Das fördere die Unabhängigkeit.

Bei aller Freiheit gebe es aber auch klare Strukturen, feste Tagesabläufe mit Frühstück, Singen, Spielen, Rausgehen. Hartung: „Die Kinder brauchen Sicherheit und Verlässlichkeit.“

Offenbar funktioniert das Konzept. Hartung: „Wir hatten eine Vision — und jetzt sind wir sehr glücklich.“

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