Manuelskotten: Wo die Schleifscheibe rotiert

Seit 25 Jahren arbeitet Dirk Fromm im Manuelskotten. Besucher dürfen ihm über die Schulter schauen.

Manuelskotten: Wo die Schleifscheibe rotiert
Foto: Andreas Fischer

Cronenberg. Das Kreischen ist ohrenbetäubend: Schleifer Dirk Fromm lehnt mit voluminösem Knieschutz an einem schrägen Balken und hält, vornüber gebeugt, eine fantasievoll geschwungene Stahlscheibe an einen rotierenden Schleifstein. Alltag im Kaltenbacher Kotten, der im Volksmund „Manuelskotten“ heißt, benannt nach seinem einstigen Besitzer Emanuel Morsbach.

Der Kotten ist zwar eine Außenstelle des Stadthistorischen Museums, aber trotzdem noch voll in Betrieb sowie seit rund 25 Jahren der Broterwerb von Fromm (54) und seinem Gehilfen. Die Metallscheibe, der Rohling, wird nach Bearbeitung zu einem Messer, das in industriellen Metzgerbetrieben für die Fleischzerkleinerung gebraucht wird. Auftraggeber von Dirk Fromm ist eine Remscheider Firma — eine von rund 200 Unternehmen, für die am Manuelskotten gearbeitet wird.

So wie früher in vielen der Schleifkotten im Kaltenbachtal zwischen Cronenberg und Kohlfurth. Heute gibt es nur noch den einen, in dem in drei Arbeitsgängen Schleifen, Pliesten — der Feinschliff — und Polieren aus einem Rohling ein Präzisions-Werkzeug wird.

Fromm hat ursprünglich eine Ausbildung zum Maschinenschlosser absolviert und sich zum Nass-Knieschleifer ausbilden lassen. Nass, weil die Anlage zumeist von einem Wasserrad betrieben wird, das derzeit aber wegen anstehender Reparaturen nicht in Betrieb ist.

Da muss es mit elektrischem Strom gehen, für den 1959 ein Elektromotor installiert wurde. „Das Wasserrad ist natürlich günstiger“, sagt Hartmut Schmahl, Vorstandsmitglied im Förderverein Manuelskotten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das um 1850 gebaute Industriedenkmal zu erhalten.

Dirk Fromm führt seine Künste auch Gruppen vor — und hört dann, vornehmlich im Sommer, wie schön er es dort habe. „Die sollten mal im Winter dabei sein, wenn das Wasser noch gefroren ist und uns nach dem Auftauen mit acht oder neun Grad über die Finger läuft“, sagt Fromm mit einem Schmunzeln. „15 Jahre machen ich das noch“, sagt er und schaut mit liebevollem Blick auf die rotierenden Schleifscheiben.

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