Auf den Spuren der Skispringer
Paul Mehling und seine Kollegen sprangen einst von der Schanze in der Gelpe. Viel ist nicht mehr übrig geblieben.
Zillertal. Paul Mehling (89) geht öfter im Gelpetal vorbei, dort, wo einst die Skisprungschanze stand. Dann setzt er sich auf „seine“ Bank und denkt an alte Zeiten. „Man kann sie nicht zurückholen. Aber es war eine tolle Zeit.“ Viele Jahre war die Schanze Treffpunkt für Wintersportfans, heute ist nichts mehr von ihr zu sehen. An sie und auch an Paul Mehling erinnert heute eine Bank, eine Gedenktafel, ein Paar alte Skier und der Name des schmalen Wegs: „Sprungschanzenweg.“
1932/33 bauten die Mitglieder des jungen Ski-Clubs Cronenberg (SCC, gegründet 1929) die Schanze auf dem Hang hinter der Gaststätte Haus Zillertal. Der Besitzer hatte den skibegeisterten Vereinsmitgliedern die Fläche zur Verfügung gestellt. Paul Mehling erinnert sich, dass er mit seinem Großvater als kleiner Junge zusah, wie dort die Springer ihr Sätze machten. „Selbst gesprungen bin ich dann mit zehn oder zwölf.“
Paul Mehling über den kurzen Auslauf der Schanze
Während des Krieges lernte er in Tschechien Mitglieder des SCC kennen. Ein Grund mehr, nach dem Krieg dem Verein beizutreten. Doch an Springen war erst einmal nicht zu denken. Das Holz der Schanze war in den Kriegsjahren verfeuert worden. Erst ab 1948 wurde das anders: „Ich habe die dann mit meinen Jugendlichen wieder aufgebaut“, erzählt Paul Mehling, damals Jugendleiter im Verein. Und er hatte von Zillertal-Wirt die Erlaubnis, Tannen auf dem Gelände zu fällen, um die Schanze wieder aufzubauen. Ein Clubmitglied war Schreiner und leitete die Schanzenbauer an. Firmen der Umgebung übernahmen das Schälen der Stämme, stellten Lkw zur Verfügung. Zwei Jahre habe der Wiederaufbau gedauert. Danach war die Sprungschanze Schauplatz zahlreicher Springen.
Werbung machte der Verein, indem ein Skifahrer mit dem Auto durch die Straßen gezogen wurde, ein Schild auf dem Rücken mit „Morgen, 14 Uhr Springen“. Um das Interesse der Sportler brauchte man sich nie zu sorgen: „Die riefen mich an, wenn nur zehn Zentimeter Schnee lag - obwohl das eigentlich noch zu wenig ist“, erzählt Paul Mehling. Nach einigen Jahren vergrößerte der Verein die Schanze, so dass sie vom Deutschen Skiverband anerkannt wurde: 1957 gab es die offizielle Zulassung.
Ein Problem blieb aber: Der Auslauf war sehr kurz: „Man musste scharf links abbiegen, damit man nicht in den Bach fiel“, erklärt Paul Mehling. Ihm selbst sei das zwar nie passiert, aber andere seien schon mal nass geworden. Der Verein hätte den Auslauf gern mit einer Brücke über den Gelpebach verlängert, aber der Besitzer dieses Grundstücks hielt nichts davon. „Ich bin immer hinter dem hergelaufen“, erzählt Paul Mehling. „Irgendwann hat er mir gesagt ,Ich lass mich nicht bequasseln!’“