"Wupperschiene": Neues Leben auf der alten Bahnstrecke

Die „Wupperschiene“ will die Wuppertalbahn reaktivieren — und verhandelt mit der Deutschen Bahn.

Beyenburg. Für einen Eisenbahnfan könnte es eigentlich keine bessere Aussicht geben. Wenn Rudolf Inkeller aus seinem Schlafzimmer schaut, hat er genau den Beyenburger Bahnhof im Blick. Zahlreiche Fotos hat Inkeller geschossen, damals, als die Bahn noch regelmäßig fuhr. „Natürlich wollte ich schon als Kind Lokführer werden“, erinnert sich der 57-Jährige. Auch wenn es nicht so kam — Inkeller arbeitete später als technischer Zeichner — blieb seine Liebe zur Wuppertalbahn, deren Geschichte er auch ein Buch gewidmet hat.

Ehrensache, dass sich auch Inkeller im Verein Wupperschiene engagiert, der nur ein Ziel hat: Auf der Strecke sollen wieder (Museums-)Züge fahren. Denn seit Jahren herrscht zwischen Radevormwald und Oberbarmen meist tote Hose. „Dabei ist die Trasse noch komplett vorhanden“, sagt Inkeller.

Ein Teil der Strecke gehört dem Verein bereits, doch das Stück, auf das es ankommt — zwischen Beyenburg und Rittershausen —, befindet sich noch im Besitz der Deutschen Bahn. „Wir verhandeln derzeit“, erklärt Holger Piwowar, bei der Bergischen Entwicklungsagentur zuständig für den Bereich Tourismusfragen. Ein Kaufpreis von etwa 150.000 Euro steht im Raum. Der Prozess gestalte sich „nicht ganz so einfach“, wie Piwowar einräumt. Wenn alles glatt läuft, soll noch im ersten Halbjahr 2012 der zumindest der erste Vorvertrag unterzeichnet werden.

Das Geld, betont Piwowar, steht längst zur Verfügung. Insgesamt gut 1,1 Millionen Euro (davon etwa 850.000 Euro aus Fördertöpfen) hat Wupperschiene zusammen. Der Haken: Das Geld fließt erst, wenn sich der Verein und die Bahn geeinigt haben. „Seit drei Jahren zieht sich das jetzt hin“, erklärt Piwowar. Aber: „So weit wie jetzt waren wir noch nie.“

Auch die Wupperschiene-Mitglieder stehen in den Startlöchern. Auf dem eigenen Trassenstück waren die Helfer schon fleißig, brachten unter anderem die alte Brücke in Beyenburg aufwändig auf Vordermann. Mit RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn hätte der Verein zudem einen möglichen Betreiber bereits an der Angel. „Der müsste später auch die rechtliche Verantwortung übernehmen“, erklärt Ulrich Grotstollen, Vorsitzender von Wupperschiene. Wann dieses „Später“ sein könnte, will er lieber nicht sagen. „Wir sind vorsichtig geworden.“ Es bleibt noch viel Arbeit, wobei Grotstollen die Beseitigung des Hangrutsches von 1998 noch als kleinere Hürde sieht.

Der Verein arbeitet an einem „Gesamtpaket“, die Bahn allein würde sich nicht rentieren. Mit den Fahrten sollen touristische Angebote verknüpft werden, etwa Besuche im Wülfing-Museum oder Spaziergänge durch Beyenburg. Mehr Gastronomie müsste geschaffen werden, mahnt Inkeller, der sich vorstellen könnte, dass parallel zu den Fahrten zum Beispiel die Bootshäuser in Beyenburg Schnupperkurse anbieten. Grotstollen ist stolz, dass der Verein schon die Doppelgenehmigung für den Draisinen- (siehe Kasten) und Bahnbetrieb besitzt. Nur wann die Bahn endlich fahren kann, steht in den Sternen.

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