Bezirksvertretung „Was wir brauchen, ist viel Fantasie“

Barmen · Mit neuen Konzepten soll die Integration in den Quartieren gefördert werden.

Neue Angebote sollen die Integration der Zugewanderten in den Stadtteilen fördern.

Neue Angebote sollen die Integration der Zugewanderten in den Stadtteilen fördern.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

. Immer mehr Zuwanderer leben in Wuppertal – das sei an sich kein Problem, stelle aber vor allem Stadtteile mit einem besonders hohen Migrationsanteil vor besondere Herausforderungen, so Hans-Jürgen Lemmer, Leiter des Ressorts Zuwanderung und Integration gegenüber der Barmer Bezirksvertretung. Der Anteil von etwa 10 000 Geflüchteten sei angesichts der inzwischen rund 70 000 Migranten in Wuppertal vergleichsweise gering. Rasant gestiegen sei hingegen die Zahl der Einwanderer aus dem europäischen Ausland, unter anderem aus Polen und Griechenland. Nun sollen neue Konzepte erarbeitet werden, um die Integration der Einwanderer quartiersweise zu fördern. Dazu sollen unter anderem Quartierskonferenzen einberufen werden, bei denen haupt- und ehrenamtliche Akteure zusammenkommen. „Was wir brauchen, ist viel Fantasie“, so Lemmer.

Vor allem die Gebiete Rehsiepen, Barmen Mitte und Oberbarmen bergen die Gefahr, zu „abgehängten Quartieren“ zu werden, wie Lemmer ausführte. Hier läge der Migrationsanteil deutlich über 60 Prozent, obwohl die Zuwanderung keineswegs in diese Bereiche gesteuert werde, etwa durch nahegelegene Übergangsheime. Auch Migranten, die bereits in anderen deutschen Bundesländern gelebt hätten, seien bei der Wohnungssuche beispielsweise von Immobilienwebseiten zuallererst auf diese Quartiere verwiesen worden. Roland Rudowsky (SPD) betonte, es sei wichtig, Ballungen wie diese aufzulösen, da sie in der Regel negativ wahrgenommen würden und dafür sorgen könnten, dass Migranten unter sich bleiben. Ilona Schäfer (Die Grünen) regte an, bei der Konzeptionierung von Angeboten über die Quartiere hinaus zu denken, da sich Menschen, die in Oberbarmen wohnen, schließlich auch in anderen Quartieren aufhalten. Dirk Rummel (Die Linke) ergänzte, Integration beginne bei einem niederschwelligen Gesprächsangebot, um grundlegende Fragen, etwa zu Ämtern und Formularen, zu beantworten. Darüber hinaus sei es für eine Identifikation der Migranten mit der Stadt wichtig, verschiedene Kulturangebote zu fördern.

Auch eine Ergänzung und Veränderung der Jugendarbeit sei nötig, fügte Lemmer hinzu. Dazu hätten bereits Gespräche mit dem Jugendamt stattgefunden. Bereits im nächsten Monat soll ein Barmer Teilprojekt des Programms „Zusammen im Quartier – Kinder stärken – Zukunft sichern“, gefördert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, an den Start gehen, wie Christine Roddewig-Oudnia, Leiterin des Ressorts Kinder, Jugend und Familie, berichtete. Die Eröffnung eines Jugendcafés sowie eines Kinderkulturcafés seien für Februar oder März angestrebt. Es gehe darum, ein offenes Beratungsangebot zu schaffen und mit den Jugendlichen aus dem Stadtteil in Kontakt zu treten, um gesellschaftliche Teilhabe und berufliche Perspektiven zu eröffnen, so Roddewig-Oudnia.

Lukas Twardowski (SPD) regte an, auch die Quartiere Rott und Sedansberg einzubeziehen. Die Arbeit in den Quartieren Rehsiepen, Barmen Mitte und Oberbarmen sei erst der Auftakt, versicherte Hans-Jürgen Lemmer: „Wir werden es mit Sicherheit nicht dabei belassen.“ Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke (CDU) bezeichnete die Konzeption von Integrationsangeboten als „extrem komplexes Thema“ und sagte zu, dieses weiter in der BV aufzugreifen. Es sei eine Mammutaufgabe, stimmte Lemmer zu, aber wenn man sie liegen lasse, würde sie nur größer, anstatt zu verschwinden.

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