Vom Straßenkick in die Bunte Liga - seit 13 Jahren ein Team

Die Wichlinghauser Kicker haben sich bereits im Grundschulalter zusammengeschlossen — jetzt wollen sie nach oben.

Wichlinghausen. Mittwochabend 19 Uhr auf der Sportanlage der Wichlinghauser Kicker: Kevin Wolniak ist bereits auf dem Platz. Der Trainer hat intensives Schusstraining angesetzt — aus jedem erdenklichen Winkel versuchen die Spieler, das Runde ins Eckige zu befördern. Der Torwart pariert einen Schuss nach dem anderen, nur wenige Bälle landen im Netz.

Sowohl Stammkeeper Benjamin Touet als auch Ersatzmann Deniel Ten Cate haben sich verletzt und fallen für die nächste Partie aus. Die Zeit für die Nummer Drei, Kevin Klemmer, ist gekommen, sich im Tor der WHK, wie sich die Wichlinghauser Kicker selbst nennen, zu beweisen.

Als Bolzplatztruppe haben die Kicker vor 13 Jahren angefangen. Dass aus dem Haufen Halbstarker eine gefestigte Gemeinschaft werden konnte, ist vor allem dem Trainer zu verdanken. Und der ist erst 19 Jahre alt: Als Grundschüler hat Kevin Wolniak die Kicker selbstbewusst ins Leben gerufen. Damals waren sie kleine Jungs, die sich gegen die Konkurrenz vom Görlitzer Platz zum Quartierderby verabredeten. Ein Motto hatten die so unterschiedlichen Spieler schon damals: „Wir sind alle Wichlinghauser Kicker.“

Wichlinghausen gehört zu den Bezirken in Wuppertal, die weitläufig als soziale Brennpunkte bezeichnet werden. Wer hier aufwächst, hat es mitunter nicht leicht. Bei den Kickern aber hatte jeder eine Chance. Wolniaks selbst gestecktes Ziel: „Die Kids von der Straße holen.“ Im Laufe der Zeit war aus der Bolzplatztruppe — dank häufiger Trainingseinheiten, vieler Freundschaftsspiele und kleiner Turniere — so etwas wie ein Straßenprojekt geworden. Diese Entwicklung gefiel auch dem 45-jährigen Michael Wefers. Vor einem Jahr stieß der kaufmännische Angestellte als Teammanager hinzu.

Seither ist viel passiert — heute ist Wefers der 1. Vorsitzende des seit März dieses Jahres eingetragenen Vereins Wichlinghauser Kicker. Die WHK spielen ihre erste Saison in der Betriebssport- und der Bunten Liga. Nicht besonders erfolgreich, aber die Mannschaft befindet sich mitten im Aufbau — neue Spieler wurden geholt.

So konnte der offensive Mittelfeldakteur Maik Schulze, der in der Landesliga aktiv war, für den Verein gewonnen werden. Der ehemalige Spieler von TuRu Düsseldorf hatte der Schule den Vorzug vor dem Ballsport gegeben und war auf der Suche nach einem Hobbyverein. Mittlerweile ist der Stürmer nicht nur Kapitän, sondern gehört auch dem Mannschaftsrat an. Dort können Spieler Probleme besprechen. Unstimmigkeiten sollen „auf zivile Weise“, so Teammanager Wefers, aus dem Weg geräumt werden. Teamkapitän Schulze will den WHK mit seiner Erfahrung aus dem Jugendsport helfen, setzt sich mit den Spielern zusammen. „Wir sind ein wilder Haufen“, gibt der 19-Jährige zu.

Deshalb gibt es bei den Kickern, wie bei anderen Vereinen auch, Regeln. Wer aufgenommenen werden will, muss sich erst einmal beweisen — mit guten Trainingsleistungen und akzeptablem Verhalten. „Die meisten halten sich daran“, sagt Wefers. So sind die Wichlinghauser längst von Elberfeldern und Schwelmern unterwandert worden, dennoch gibt es echten Teamgeist. Als sich Verteidiger Fabian Spampinato kürzlich während eines Heimspiels verletzte, war es Ehrensache für Kapitän Schulze, dass er den Mannschaftskollegen persönlich ins Krankenhaus fuhr. Schulze ist sicher: Wenn Spampinato wieder fit ist, bedankt er sich auf dem Platz mit einer guten Abwehrleistung.

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