Verein will alte Bahnstrecke reaktivieren

Bergische Bahnen/Wupperschiene setzt sich für die Wiederherstellung einer Strecke von Oberbarmen bis Radevormwald ein.

Verein will alte Bahnstrecke reaktivieren
Foto: Anna Schwartz

Oberbarmen. Die Vorfreude stand den Verantwortlichen des Jobcenters, der GBA (Gesellschaft für berufliche Aus- und Weiterbildung) und des Fördervereins Wupperschiene ins Gesicht geschrieben, als sie an der kleinen Brücke Öhde ein besonderes Projekt vorstellten: die bereits begonnene Restaurierung der mehr als 125 Jahre alten Eisenbahnstrecke zwischen Oberbarmen und Radevormwald-Wilhelmstal, die 1890 fertig gestellt wurde. Eine Strecke, die der Verein Bergische Bahnen/Wupperschienen 2012 mit Spenden und öffentlichen Fördermitteln von der Bahn gekauft hat. Jetzt setzt sich der Verein dafür ein, dass die Strecke unter Denkmalschutz gestellt wird.

Zunächst sollen allerdings die sechs Kilometer bis Beyenburg für eine Museumsbahn befahrbar gemacht werden. Und Thomas Lenz, Chef des Jobcenters, schwärmte von der herrlichen Naturstrecke und davon, dass man Wertvolles erhalten und neu nutzbar machen wolle. Einmal mehr werden für die bevorstehenden Arbeiten die fleißigen Hände des Jobcenters und der GBA benötigt. Prokurist Henry Wollner von der GBA wies darauf hin, dass die Aufbereitung der alten Bahnstrecke unter anderem Qualifizierungsarbeiten für Maurer, Maler und Schweißer bietet. Und Ulrich Grotstollen, der Vorsitzende des Fördervereins Wupperschiene, führte aus, dass auf den sechs Kilometern bis Beyenburg sechsmal die Wupper zu überqueren sei, wobei beispielsweise auch Hänge abgestützt werden müssten. „Außerdem ist so eine Strecke auch eine Wundertüte, bei der man nie weiß, was einen erwartet“, sagte Grotstollen. Um kurz darauf zu ergänzen, dass ein derart ambitioniertes Projekt ohne das ehrenamtliche Engagement und der Förderung von privaten und öffentlichen Stellen kaum zu realisieren ist.

Ulrich Grotstollen über die Bedingungen bei der Arbeit an der alten Bahnstrecke

Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe wartet schon in Gestalt der wenige Meter entfernten großen Öhder Eisenbahnbrücke, die vor sich hin rostet, was jedoch weniger Probleme darstellt als die Erneuerung des Gewölbebogens und die Befestigung der Maueranker. Doch dafür haben die Kräfte der GBA wohl ein besonders glückliches Händchen, wie GBA-Projektleiter Dieter Mattner vermerkt: „Wir erhalten von den Brückenprüfern immer Bestnoten.“ Thomas Lenz merkte daraufhin an: „Dann könnte die Bahn doch mal einige unserer Brücken-Spezialisten einstellen.“

Aber es gilt auch Profaneres zu bewältigen: „Das ist hier ähnlich wie bei der Nordbahntrasse, nur dass hier auf der Strecke Schienen liegen und noch benutzt werden sollen“, erklärt Mattner und erläutert den „Freischnitt“. Also die mühevolle Entfernung von Brombeer- und Himbeersträuchern, die die Schienen überwuchern.

„Keimende Baumsamen“ längs der Schienen sind weitere Herausforderungen, zumal sich, wie Christof Meyer, der mit sechs bis acht Arbeitskräften stets vor Ort ist, schon kapitale Wurzeln gebildet haben, die regelrecht gerodet werden müssen. Und da die Natur nicht ruht, müssen auch regelmäßige Vegetationskontrollen durchgeführt werden.

Es ist also noch viel zu tun, ehe zumindest das Schienenkraftfahrzeug passieren kann, das erforderliche Gerätschaften auf dem Baugleis transportieren soll. „So ein Schienenfahrzeug ist schon deshalb erforderlich, weil ein Lkw gar nicht an alle Stellen der Strecke heran kommt.

Natürlich soll das romantische Teilstück entlang der Wupper und über den Fluss von Oberbarmen bis Beyenburg auch von stilgerechten Eisenbahnwagen befahren werden. Und da hat der Verein Wupperschiene in Zusammenarbeit mit der privaten Rhein-Sieg-Eisenbahn sein Augenmerk auf eine alte V60 Diesellok gerichtet, auf zwei Waggons, die derzeit in Dahlhausen restauriert werden und einen Eisenbahnwagen, der in Münster auf Wiederaufnahme seiner Aktivitäten wartet.

„Es ist befriedigend zu sehen, dass eine vorhandene Infrastruktur hier nicht verfällt, sondern für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht wird“, so Jobcenter-Chef Thomas Lenz. Und natürlich bewegte alle Anwesenden die Frage, wann man denn die Fahrt durch unberührt wildes bergisches Grün und die Wupperlandschaft erstmals genießen kann.

Doch da hält sich Ulrich Grotstollen diskret zurück. „Prognosen sind schwierig, doch ich hoffe, dass zumindest die ersten Schnupperfahrten 2018 durchgeführt werden können.“

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