Streifzug Stadtgeschichte (4): Auf den Spuren der Bergbahn

Mehr als 50 Jahre nach ihrer Stilllegung bewegt die Zahnradbahn immer noch die Herzen der Wuppertaler — ein Trassen-Besuch.

Wuppertal. Dass Wuppertal eine Stadt ist, deren Charme und Schätze sich oft erst auf den zweiten Blick entdecken lassen, ist bekannt. Wer feste Schuhe hatte, um strammen Schrittes zu laufen, und Ohren, um zuzuhören, konnte jüngst bei einem Rundgang Wissenswertes über eine dieser vergessenen Preziosen erfahren: die Barmer Bergbahn. Stadtführer Klaus-Günther Conrads führte eine Gruppe Neugieriger vom Alten Markt aus entlang der einstigen Trasse, die heute als begehbares Kunstwerk an die Bergbahn erinnert.

An verschiedenen Stationen lieferte Conrads Fakten und Anekdoten — wie die, dass der 137 Meter hohe Schornstein an der Rückseite des heutigen Kraftwerkes in einer Protestaktion 1932 von den Kommunisten genutzt wurde. Die hissten dort ihre rote Fahne, die von Polizisten dann heruntergeschossen wurde.

Friedlicher ging es am 16. April 1894 zu, als die Barmer Bergbahn, diese weltweit erste elektrische Doppelspur-Zahnradbahn und stolz „das eiserne Kreuz der Südstadt“ genannt, in Betrieb genommen wurde. „Als Kind bin ich noch damit gefahren“, erinnerte sich Teilnehmer Hermann-Josef Brester. „Der Schaffner kam während der Fahrt das äußere Trittbrett entlang, um das Fahrgeld zu kassieren.“

20 Pfennige waren zu entrichten, die Fahrt verlief bei gemütlichem Tempo von etwa zehn Stundenkilometern — „und umweltfreundlich war die Bahn auch“, wie Jürgen Eidam hinzufügte. Denn der beim Bremsen erzeugte Strom wurde direkt wieder ins System eingespeist. Natürlich war die Adresse „An der Bergbahn“ ein Etappenziel, jener 22-prozentige Anstieg, der von der Gruppe mit einigem Schnaufen bewerkstelligt wurde. „Spätestens hier weiß man doch, wofür die Bergbahn gut war“, scherzte Klaus-Günther Conrads.

Über die Gewerbeschulstraße hinweg ging es dann Richtung Ottostraße, an der ein Schild an das Entstehen der Barmer Anlagen erinnert. „Sie sind kein Zufallswerk, sondern detailliert geplant“. Die Teiche, heute schön ins Grün integriert, waren „in die Luft gebaut“, wie es damals hieß. Dass der Plan aufging, beweist sich heute, wo sich alles harmonisch zusammenfügt.

Aber auch von Fehlentscheidungen war die Rede. Die Barmer Stadthalle, bereits drei Jahre vor dem gleichnamigen Gebäude in Elberfeld eröffnet, ist so ein Thema. Sie wurde im Krieg beschädigt, angeblich so schlimm, dass sie später abgerissen wurde. Das gleiche Schicksal ereilte das 1926 eröffnete Planetarium. „Das man doch wirklich wieder hätte aufbauen können“, wie Jürgen Eidam sagte. Denn so dramatisch seien die Beschädigungen nicht gewesen.

Aber über diesen Entschluss ließe sich ebenso trefflich streiten wie über das Aus der Bergbahn, wie nicht nur Teilnehmer Joachim de Bruyn-Ouboter, Hobby-Historiker und ehemaliger Lehrer, sagte. 1954 wurde die Stilllegung der Zahnradbahn beschlossen, am 4. Juli 1959 machte sie ihre letzte Fahrt. Eine in die Barmer Anlage gesetzte Achse und profundes Wissen — wie das von Stadtführer Klaus-Günther Conrads — halten sie in den Herzen der Wuppertaler lebendig.

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