Stimmen zum möglichen Kirchen-Verkauf: „Ein seelischer Verlust“

Der Verkauf der Wichlinghauser Kirche und der Erlöserkirche wäre die letzte Option. Die Gemeindemitglieder sind geschockt.

Wichlinghausen. Zwei Kirchen in Wichlinghausen stehen auf einem Immobilienportal im Internet zum Verkauf. Und auch wenn ein Verkauf laut Pfarrer Thomas Kroemer „die unwahrscheinlichste Lösung“ ist, reagiert die Evangelische Gemeinde im Stadtteil am WZ-Mobil betrübt: „Es wäre ein Schock für uns. Ich habe vor 51 Jahren hier geheiratet und bin sehr mit dieser Kirche verbunden“, sagt Lieselotte Owen an der Wichlinghauser Kirche. Sie wartet jeden Morgen auf die Kirchenglocken: „Das gehört zum Leben in Wichlinghausen einfach dazu.“

Auch für andere Gemeindemitglieder sind die Kirchen Bestandteil ihrer Lebensgeschichte: „Ich bin seit 82 Jahren in der Gemeinde, fünf Generationen unserer Familie sind hier verankert. Alle wurden hier getauft, konfirmiert und getraut. Zudem war mein Mann der leitende Architekt beim Umbau. Die Kirche ist für uns auch ein Stück Familiengeschichte. Wenn sie verkauft wird, wäre das ein seelischer Verlust für uns“, sagt Hannelore Wessel.

Am WZ-Mobil vor der Wichlinghauser Kirche wurde auch der mögliche Verkauf der Erlöserkirche diskutiert. „Die Erlöserkirche würde sich ohnehin besser für eine andere Nutzung anbieten, da sie durch die größeren Gemeinderäume bessere Voraussetzungen hätte“, befindet Ortwin Krämer.

Genau diese Gemeinderäume sind es aber, die für die Arbeit der Pfarrer wichtig sind: „Die Räume der Erlöserkirche ermöglichen eine gute Gemeindearbeit erst, dafür ist der Standort der Wichlinghauser Kirche natürlich viel schöner“, ist Pfarrer Jörg Wieder hin und her gerissen. „Eine Entscheidung, welche Kirche wichtiger ist, kann man gar nicht treffen.“

Bei aller Traurigkeit sehen die Wichlinghauser aber auch die finanziell angespannte Situation der Gemeinde. „Natürlich ist das ein trauriges Thema, aber irgendwann muss sich auch eine Gemeinde den Realitäten stellen. Und die sieht so aus, dass es weniger Einnahmen gibt. Allein mit der Kirchensteuer sind zwei Kirchen im Umkreis von 600 Metern nicht mehr zu finanzieren“, sagt Jugendleiter Günter Schwarz. Dafür gibt es Verständnis bei den Gemeindemitgliedern: „In der heutigen Zeit muss eine Kirche leider wie ein Unternehmen denken“, bedauert Trevor Owen. Aber er bemängelt auch die Intransparenz: „Leider weiß man als normales Gemeindemitglied nur sehr wenig über die Finanzen und könnte schlechtes Finanzmanagement vermuten. Als ehemaliger Manager würde ich mir mehr Einblick wünschen.“

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