So wird der Obstgarten fit für den Frühling

Eine Verjüngungskur für alte Obstbäume bot die Stadt für Hobby-Gärtner an.

Langerfeld. "Ein gepflegter und gehüteter Baum trägt durch die gute Sorge seines Besitzers seine Frucht zur rechten Zeit, wie man es von ihm erwartet", sagte der spanische Mönch Johannes vom Kreuz. Dass diese Weisheit nicht auf jeden Apfelbaum im heimischen Garten zutrifft, merkt manch Hobbygärtner spätestens im Sommer - wenn er nur kleine Früchte ernten kann.

Auch Raimund Steimer kennt kein Heilmittel für den heimischen Birnbaum, der auf der Obstwiese seines kleinen landwirtschaftlichen Betriebs in Langerfeld steht. Noch in seiner Kindheit stand der Baum in voller Blüte, erinnert er sich. Bisher hat ihn sein grüner Daumen aber im Stich gelassen. Weil er nicht mehr ein noch aus wusste, holte er sich wie zehn weitere Teilnehmer am Samstag Profi-Tipps beim Seminar "Verjüngungskur für alte Obstbäume".

"Das Problem ist, dass die meisten Hobbygärtner keinen Mut haben, ihren Obstbaum überhaupt zu stutzen", weiß Gartenmeister Marcus Nitzsche. "Trauen Sie sich", lautet sein einfacher Tipp. Aus diesem Grund lässt er an diesem Nachmittag jeden der Hobbygärtner selbst auf die Leiter steigen und alte Baumäste auf der städtischen Obstwiese "Im Hölken" absägen. Da wundert sich der ein oder andere, wie viel Holz da fällt. Nitzsches Devise: "Starker Schnitt für starken Wuchs."

Unten im Tal ist die kleine, von Stacheldraht eingegrenzte Obstwiese. An den angrenzenden Hängen liegen die Weiden der Bauern - ganz in der Nähe eines Naturschutzgebietes. Ein Maulwurf hat die Wiese gepflügt. Nur ein Dutzend Kirsch-, Apfel- und Birnbäume stehen darauf. "Die Obstbaumwiese könnte Pflege gebrauchen", ist Nitzsches Urteil.

Lange habe sich niemand mehr um die Obstbäume, die zwischen sechs und 20 Jahre alt sind, gekümmert, sagt Nitzsche, während er auf einen der kargen Apfelbäume zuläuft. An dessen Stamm lehnt eine Leiter. Daneben eine Säge mit Teleskopstange. Dass dieser Baum keine Früchte trage, habe, so der Gartenmeister, verschiedene Gründe: "Einerseits haben Wühlmäuse den Baum verletzt, indem sie den Stamm angenagt haben. Andererseits ist der Baum viel zu tief eingepflanzt. Diesen Fehler machen viele Hobbygärtner.

Die Winterzeit - von Anfang Oktober bis Ende April - ist die Saison, in der Hobbygärtner ihre Obstbäume stutzen sollten, erklärt Nitzsche. Der Gartenmeister aus Köln hat sich auf Obstbäume spezialisiert. Wichtig für ihn sei es, traditionelle, lang vergesse Sorten, wie etwa Jakob Lebel und Luxemburger Renette zu bewahren. Im Wuppertaler Stadtgebiet kümmert er sich um insgesamt acht Ausgleichsflächen.

Um überhaupt einen Obstbaum pflegen zu können, müssen die Hobbygärtner den Lebenszyklus des Baumes verstehen. "Ein junger Baum trägt gut, aber nach 70 Jahren geht es dann nur noch bergab", weiß der Obstbaum-Experte. "Das Totholz nimmt zu." Spätestens dann sei man gezwungen, dem Baum mit der Säge zu "helfen". "Die Krone muss gestutzt werden." Ein Verjüngungsschnitt.

Baumschnitt-Neuling Raimund Steimer hat nun die Hoffnung wiedergewonnen: "Ich werde sicher bald in eine Birne aus meiner eigenen Ernte beißen."

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