Das Handwerk hat Zukunft : Seelsorge mit Schere und Kamm
Gesellin Vanessa Lueg (24) hat gelernt, dass bei den Kunden im Friseursalon in doppelter Hinsicht Fingerspitzengefühl gefragt ist.
Barmen. Der Papa war Frisör, die Oma war Frisörin — da schien der berufliche Werdegang von Vanessa Lueg fast vorgezeichnet. Aber wie das so ist: „Als Teenager wollte ich eigentlich etwas anderes machen.“ Sie überlegte in die Pflege zu gehen oder Hebamme zu werden. Schließlich ließ sie sich von ihrem Vater inspirieren, mit 20 Jahren doch noch zur Schere zu greifen. „Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe. Der Beruf ist total meins“, sagt die Gesellin.
Vanessa Lueg hat sich bewusst für einen Handwerksberuf entschieden — ganz speziell einen, bei dem sie viel Kontakt mit Menschen hat. „Wir schneiden ja nicht nur Haare, wir sind auch Seelsorger“, berichtet die 24-Jährige. Die Arbeit im Salon Hair Event, Klingelholl 118, ist Arbeit mit und an Menschen. Manchmal berichten die Stammkunden, die dem Laden von Chefin Evy Rippel teils seit Jahrzehnten treu sind, von ihren privaten Problemen, in anderen Fällen sind die Friseurinnen live bei einschneidenden Augenblicken dabei. Dann nämlich, wenn Frauen in der Chemotherapie sich schweren Herzens in den Lederstuhl setzen und einen Kahlschnitt mit dem Rasierer bekommen. Gesellin Vanessa Lueg hat schnell erkannt: In ihrem Beruf ist nicht nur beim Haareschneiden Fingerspitzengefühl gefragt.
Das sagt sie auch jungen Leuten, die sich für ihren Beruf interessieren. Bei der jüngsten Ausbildungsbörse in der Stadthalle stellte sie sich den Fragen diverser Schüler. „Viele wollten wissen wissen, welche Fähigkeiten man mitbringen muss.“ Vanessa Lueg sagt: „Man sollte auf jeden Fall offen sein und gerne kreativ arbeiten.“ Am Rande seien auch Kenntnisse in Chemie und Mathe gefragt.