Niklas bläst die größte Trompete der Welt

Das Kindermuseum in der Beyeröhde bringt seinen kleinen Besuchern Musik und Malerei spielerisch näher.

Langerfeld. Am Ende dürfen noch einmal alle mitmachen. Als Annette Harms die 15 Kinder der Kita Hannoverstraße im Halbkreis aufstellt und jedem ein Instrument anvertraut, gucken sie 30 erwartungsfrohe Kinderaugen an. Noch ist es fast ruhig im Kindermuseum in der Beyeröhde 1. Doch das wird sich gleich schlagartig ändern.

Museumsleiterin Harms stellt sich hinter ihr Xylofon, spielt leise die ersten Töne und gibt den Kindern das verabredete Zeichen. Dann geht alles ganz schnell. Binnen Sekunden schütteln die Drei- bis Sechsjährigen ihre Rasseln, schlagen auf die Trommeln oder klatschen in die Hände. Das große Orchester spielt auf, Höhepunkt und Abschluss eines aufregenden Vormittags.

Dieses Konzert gibt es fast täglich im Kindermuseum, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kindern Musik und Malerei von Gleichaltrigen näher zu bringen. Und das nicht auf eine steife Art wie ansonsten zuweilen in der Schule, sondern locker und ungezwungen. Eine „kulturelle Begegnungsstätte für Kinder“ und „einen außerschulischen Lernort“ nennt die studierte Kunstpädagogin Harms ihr Museum und erklärt: „Hier gibt es keine Zensuren. Die Kinder sollen mit möglichst wenigen Regeln Kultur erleben.“ Deswegen steht Ausprobieren an erster Stelle. Vor dem Abschlusskonzert wuseln die Kinder durch die Reihen und versuchen sich an den verschiedenen Instrumenten. „Hier, hier, hier“, schreit die kleine Saara, als Harms die Trommelstöcke hochhält.

Seit dreieinhalb Jahren begrüßt Annette Harms nun mehrmals in der Woche Kindergartengruppen und Grundschulklassen. Angefangen hat alles vor 25 Jahren, als Margret Beckmannshagen, Lehrerin der damaligen Förderschule Hessische Straße, mit ihren Schülern Instrumente aus Sperrmüll baute. Sie hatte 1986 die Idee für das Museum. Dann übernahm Klaus Alter für 17 Jahre die Leitung, seit 2008 ist Harms in der Verantwortung.

Bereits nach einem Jahr konzipierte sie das Museum um und setzte auch auf Malerei. Nun hängen an den Wänden Hunderte selbst gemalter Postkarten von Kindern aus aller Welt. Nur die gebastelten Instrumente von damals haben alle Zeiten und Konzepte überlebt.

„Das ist wichtig“, sagt Harms, „die Kinder trauen sich auf diesen Instrumenten mehr zu, als wenn sie neue Fabrikware in den Händen halten.“ Das soll auch Ansporn für Lehrer und Kindergärtner sein. „Die sollen hier Ideen sammeln und etwas mitnehmen“, erklärt Harms.

Lisa Kallabis und Marianne Hollberg, die Erzieherinnen der Kita Hannoverstraße, haben das bereits gemacht. Nach und nach packen die Kinder ihre eigenen Rasseln aus. Am meisten Anziehungskraft haben komplexere Instrumente wie das Klavier oder die „größte Trompete der Welt“, der blaue Elefant mit dem Schlauch. Die darf Niklas jetzt spielen. Die anderen Kinder applaudieren, als er einen Ton herausbekommt. Niklas ist stolz: „Das macht Spaß.“ Am Ende steigert sich alles zum Abschlusskonzert. Die Kinder strahlen.

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