Nach 49 Jahren: Abschied von der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche

Der Gemeinde fehlt Geld. Die Kirche wird entwidmet, ein Käufer gesucht. Schlimmstenfalls wird das Gebäude abgerissen.

Unterbarmen. Für Sylvia Bukowski, seit 15 Jahren Pfarrerin in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche an der Paracelsusstraße, und ihre Gemeinde ist es ein schwerer Schritt: Am 23. August wird ihre Kirche entwidmet. Die Gemeinde mit ihren 1800 Mitgliedern zieht dann in die Hauptkirche. Die Stelle der Küsterin fällt weg, sie geht in den Ruhestand. Die 59-Jährige begleitet ihre Gemeinde noch in die neue Kirche und geht dann in 1,5 Jahren ebenfalls in den Ruhestand.

"Es bricht uns allen das Herz. Auch weil wir eine sehr lebendige Gemeinde sind. Aber wir haben einfach kein Geld mehr", sagt Bukowski. Zuvor hatte ein Förderverein vergeblich versucht, die Kirche, die jährlich rund 15.000 Euro an laufenden Kosten produziert, zu halten. Auch die Möglichkeiten einer Vermietung wurden ausgelotet. Beinahe wäre sogar das Archiv im Kirchenkreis in einen Teil des Gotteshauses eingezogen. Eine neu eingeführte Pflichtpauschale zur Bausubstanzerhaltung von rund 25.000 Euro im Jahr brach der Gemeinde dann aber endgültig das Genick. Auch mit einem Mieter hätten die Kosten nicht gestemmt werden können.

Hintergrund der Notlage ist nicht etwa ein mangelndes Interesse an der Gemeinde - die Gottesdienste waren mit rund 100 Personen immer gut besucht, "manchmal mussten wir sogar zusätzliche Stühle aufstellen", sagt die Presbyterin Susanne Köster. Neben einer starken Jugendarbeit und dem bekannten Chor Colorful Grace fanden in der Bonhoeffer-Kirche auch immer wieder Ausstellungen, Konzerte und Benefiz-Essen statt. Auch der CVJM hatte in der Gemeindekirche seit 49 Jahren ein festes Zuhause. 2006 fusionierten die ehemaligen Gemeinden Unterbarmen Mitte, West und Ost zur Kirchengemeinde Unterbarmen.

Im Frühjahr diesen Jahres habe sich die Gemeinde schließlich entschieden, die Kirche zu verkaufen. Anfangs gab es sehr viel Widerstand, mehrfach wurde die Entscheidung in Gemeindeversammlungen und auch in Predigten thematisiert. "Ich stehe dafür ein. Es ist richtig", sagt Bukowski, die sich mit neuer Energie in der Hauptkirche einbringen will. "Wir konnten nicht bis auf den letzten Drücker warten und völlig ausgeblutet umziehen. So gehen wir zum richtigen Zeitpunkt und wollen dort neue Visionen einbringen." Sie hofft darauf, dass alle Gemeindemitglieder diesen Weg mitgehen.

Die wichtigsten Einsparungen seien allerdings nicht die Kosten für das Gebäude, sondern die beiden Stellen, die wegfallen. Da die Kirche weder zweckgebunden ist, noch unter Denkmalschutz steht, ist ihre Zukunft vollkommen offen: Natürlich hoffen alle darauf, dass sich ein Käufer findet, der das Gebäude so belässt, wie es ist. Aber: "Uns ist es schon klar, dass wir nicht ausschließen können, dass die Kirche abgerissen wird", sagt Bukowski.

Gebäude und Grund gehört der Gemeinde. Sollte sich über das Liegenschaftsamt ein Käufer finden, geht der Erlös an die Gemeinde. "Das Geld wird dringend gebraucht. In der Hauptkirche müssen Räume für die Jugendarbeit renoviert werden", erklärt Pfarrerin Bukowski.

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