Kunsthandwerker hämmern und töpfern

Beim Historischen Handwerkermarkt wird an 42 Buden viel geboten. Die Veranstalter freuten sich bei der Eröffnung am Freitag über noch mehr Interesse als bei der ersten Auflage im vergangenen Jahr.

Kunsthandwerker hämmern und töpfern
Foto: Stefan Fries

Barmen. Erst ließ er den Oliphanten, das mächtige Signalhorn, ertönen und dann seine Stimme erschallen, der Reichsgraf Heinrich zu Catzenellenbogen, Abgesandter des Kaisers Friedrich und Herold des Marktes: „Volk zu Barmen, höret und staunet“, forderte er pünktlich um 15 Uhr die Besucher des zweiten Historischen Handwerkermarktes auf dem Rathaus-Vorplatz auf. Er eröffnete damit bei Sonnenschein das von der ISG Barmen zusammen mit Ars Draconis initiierte Volksfest. Im Beisein der „Edlen der Stadt“, Oberbürgermeister Andreas Mucke und Bezirksbürgermeister Hans Hermann Lücke, die „wohlgewandet“ neben dem wortgewaltigen Herrn standen. Nach „Handgeklapper“ und „Hold-Jubel“ forderte der Herold die Umstehenden auf: „Fresset und saufet.“

Wozu es an den 42 Buden ausreichend Gelegenheit gibt. „Das ist gegenüber dem Vorjahr mit 25 Ständen eine erhebliche Steigerung“, so ISG-Barmen-Geschäftsführer Thomas Helbig. Heißen Hexenwein mit Geist und Seele (damit ist der Promillegehalt gemeint) und Schneewittchen (ohne Alkohol), Cocktails mit Namen wie „Sieben Todsünden“, „Teufelsobst“ und „Sündenfall“ dürften da von innen ebenso wärmen wie die Getränke, die eine, natürlich stilgerecht kostümierte Dame aus einem Riesenfass verabreicht. Wildbratwurst, „Saucissons“, nämlich Salami aus der Provence in sieben Geschmacksrichtungen, Wildschweinschinken und Baumstriezel könnten den Untergrund für die genannten Getränke liefern.

Aber nicht nur Kulinarisches vom offenen Feuer gab es zu bewundern und zu konsumieren. Schließlich ist es ein Handwerkermarkt, wo noch geflochten, geschmiedet, gefeilt und gehämmert wird. Kleinteiliges wie handgefertigte Ringe in der Auslage mit einem warnenden Hinweis. „Wer hier klaut, stirbt“, hieß es an einem Stand. Wobei man es vielleicht in weniger schweren Fällen beim Abtrennen der Hand belässt. Niedliche Hackebeilchen, blinkende Streitäxte und mächtige Schwerter gab es direkt an gleicher Stelle. Auch Schilde und Helme für den Hausgebrauch waren im Angebot.

Wer Glas- oder gar Plastikabfall vermeiden will, der ist anderenorts richtig, wo Trinkhörner mit 0,3 Liter Fassungsvermögen und flüssigkeitsdichte Umhängebeutel für bis zu 1,5 Liter erhältlich sind.

Wer möchte, darf töpfern, Bogenschießen oder sich als Kunstschmied und Steinmetz versuchen und kann auf dem Markt historische Handelsware wie Bänder, Borten, Kerzen, Seifen oder hölzerne Bierhumpen erwerben.

Blickfang mit direkter Sicht auf das geschäftige Treiben auf dem Barmer Werth ist wieder ein hölzernes Riesenrad, handbetrieben selbstredend, mit insgesamt sechs Sitzen, und auf einem Schild erfährt man in Schönschrift, dass diese Attraktion schon im alten Rom ein Renner war. „Blickfangende Bewegung und schlichte Eleganz“ verheißen dabei Inspiration, so wird es versprochen.

„Ich denke, das ist noch einmal eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr, wo die Premiere schon sehr gut angenommen wurde“, meint Andreas Körber von Ars Draconis mit Blick auf den Zuspruch am Eröffnungstag. Allerdings fehlt eine Attraktion, die auf allen mittelalterlichen Jahrmärkten stets ein Publikumsmagnet war: ein Bader, der mit handgeschmiedeten Haken Zähne zieht. Zuschauer würde es sicher nach wie vor genug geben, an ausreichend Patienten dürfte es allerdings mangeln. Also wohl auf zukünftig kein Bader auf dem Johannes-Rau-Platz

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