Kunst entdecken an 27 Stationen

Bei der Unterbarmer Kunstmeile gab es eine bunte Mischung. Ein Thema war Ulle Hees.

Kunst entdecken an 27 Stationen
Foto: Andreas Fischer

Unterbarmen. Mehr als 60 Künstler haben ihr Zuhause in Unterbarmen. Ein Teil von ihnen stellte sich bei der zweiten Unterbarmer Kunstmeile vor und bot den Besuchern eine bunte Mischung von Kunst, Musik und Lyrik.

Bärbel Bachmann hatte sich mit ein paar Freundinnen auf den Weg gemacht. Ihre erste Station: „Antik im Hof“ an der Friedrich-Engels-Allee 281a. „Immer wieder bin ich im öffentlichen Raum Kunst von Ulle Hees begegnet. Jetzt wollte ich einfach mehr von ihr sehen“, erklärt sie.

Gemeinsam mit ihren Begleiterinnen ist Bärbel Bachmann in Kunstdrucke vertieft. Während sie sich für den Druck einer Katze erwärmen kann, hat ihre Freundin die Entscheidung bereits gefällt: „Diese Tänzerin, die muss ich haben.“

Marcus Stobbe, Inhaber von „Antik im Hof“, kann zu vielen Bildern eine Geschichte erzählen. Wie zu dem Druck einer roten Katze: „Ulle Hees hatte eigentlich eine Katzenhaarallergie. Aber eines Tages beobachtet sie, wie jemand eine Katze in der Wupper ertränken wollte. Sie rettete die Katze. Erst später stellte sie fest, dass die Katze ein Kater war.“

Er freut sich über das Interesse an seinem Geschäft und an den Arbeiten der Wuppertaler Künstlerin. „Ich war zu Lebzeiten mit Ulle Hees befreundet. Wir stellen hier auch außerhalb der Kunstmeile viele Zeichnungen und Skulpturen von Ulle Hees aus.“ Manchmal blute ihm ein wenig das Herz, wenn er die Werke seiner ehemaligen Freundin aus den Händen geben muss, weil sie einen Käufer gefunden haben. „Aber wenn sie das Herz des Interessenten bewegen, gebe ich sie gerne her.“

Auch dazu kann er etwas erzählen: „Ich hatte vor vielen Jahren die Skulptur Hommage à Grandville hier im Haus. Eines Tages kam ein Besucher, steuerte die Skulptur an und befand: Die muss ich haben.“ Allerdings war das Werk nicht ganz billig. Doch der Mann nahm einen Kredit auf und erwarb das gute Stück. Später stellte sich heraus, der Mann war ein einfacher Lagerarbeiter, der Ulle Hees einst persönlich kennengelernt hatte.“

Ein anderes Mal taten sich gleich mehrere Interessenten zusammen, um sich den Kaufpreis eines Bildes der vielseitigen Künstlerin zu teilen. „Heute hängt es abwechselnd mal hier, mal da“, so Stobbe. Zwei Arbeiten der Künstlerin sind allerdings unverkäuflich, eines davon ein persönliches Geschenk. „Die habe ich jetzt in meiner Privatwohnung.“

Weitere Besucher sind fasziniert von der Sonderausstellung mit Arbeiten von El Khiar M. Aziz. „Der Mann ist eigentlich Schreiner“, erklärt der Kunst- und Antiquitätenliebhaber. Seine großflächigen, meist religiös inspirierten Arbeiten ziehen die Besucher in ihren Bann.

Marcus Stobbe ist zufrieden: „Ich sehe heute viele neue Gesichter.“ Eine Besucherin bestätigt: „Ich wohne hier ganz in der Nähe. Ich wollte schon immer mal vorbeikommen. Bis jetzt hat sich die Gelegenheit nie ergeben.“

Und während Bärbel Bachmann und ihre Freundinnen mit einem frisch erstandenen Druck auf der Kunstmeile eine Station weiterziehen, entspinnt sich im Antiquitätengeschäft ein neues Gespräch. Über Kunst, das Viertel, die Nachbarn — Gott und die Welt.

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