Kulinarischen Stadtführung: Wuppertalern schmeckt ihre Stadt
Bei der kulinarischen Stadtführung entdecken Einheimische, welche Würze in ihrer Heimat steckt. Ein Genuss auf mehreren Ebenen.
Barmen/Elberfeld. Nordbahntrasse, 22 Uhr: Im Engelnberg-Tunnel wird das Surren der Fahrräder an diesem Donnerstagabend von Wanderliedern übertönt — eine interessante Akustik. Der eine oder andere Radler dreht sich in der Vorbeifahrt nach dieser gut gelaunten Gruppe von 20 Leuten um. Die Frage ist ins Gesicht geschrieben: Was ist das?
Das ist der stimmungsvolle Höhepunkt einer kulinarischen Stadtführung von Wuppertal Marketing. Dieses Mal leitet Stadtführerin Beate Haßler über die Nordbahntrasse vom Sedansberg bis zum Quartier Ostersbaum. Bei der fünfstündigen Wanderung kehrt die Gruppe drei Mal ein, zu Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch an drei verschiedenen Lokalitäten auf der Strecke. Als Zwischengang gibt es ein paar eingestreute Informationen zu Quartieren, Plätzen und Stadtgeschichte — Gesangseinlagen sind optional.
Diese Art der Stadtführung konzentriert sich auf einen kleinen Abschnitt der Stadt, um dort die unscheinbaren Schätze zu heben. Beate Haßler führt etwa auf dem Sedansberg in einen Innenhof und nimmt die Gäste gedanklich in die Zeit der 20er Jahre mit. „Der Sedansberg ist als Großwohnsiedlung konzipiert worden für Arbeiter der Textilindustrie“, erzählt sie und zeigt Gebäude, die beispielhaft für öffentliche Siedlungsarchitektur der damaligen Zeit sind. „Die Arbeiterschaft bekam einen neuen Stellenwert. Man erkannte, dass Licht, Luft und Sonne für Arbeiter absolut wichtig sind“, erklärt Haßler. Der Sedansberg ist nach Ansicht der Verwaltungswirtin, die seit 2001 Stadtführungen begleitet, einer der unterschätzten Quartiere Wuppertals: „Es hat sich hier keine alternative Szene gebildet, deshalb ist das Viertel nicht so attraktiv für junge Leute.“