Hochschulpreis für ein neues Denken in der Wirtschaft

Der US-amerikanische Professor Eric von Hippel ist für seine ungewöhnlich lebensnahe Innovationsforschung mit dem Schumpeter School Preis ausgezeichnet worden.

Hochschulpreis für ein neues Denken in der Wirtschaft
Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Die Welt der Wirtschaft ist mehr als Umsatz und Ertrag. Sie ist das Verhältnis von Erfindergeist und Verkaufstalent, von Produzent und Hersteller — und zunehmend von privatem Entwickler und professionellem Vermarkter. Die Schumpeter School, die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Uni, hat am Freitag einen Gelehrten ausgezeichnet, der sich intensiv mit der Wechselwirkung von Käufer und Fabrikant beschäftigt. Eric von Hippel lehrt an der Universität von Massachusetts. Was er lehrt, macht ihn zunächst nicht zu einem Adressaten für den renommierten und mit 10 000 Euro dotierten Preis. Dass er ihn dennoch erhielt, zeigt, dass die Jury so weit gedacht hat, wie ihr Preisträger.

Eric von Hippel (75) ist ein ungewöhnlicher Wirtschaftswissenschaftler. Professoren, die regelmäßig Bücher schreiben, gibt es zwar wie Sand am mehr. Aber die meisten verschenken ihre Werke nicht. Von Hippel stellt sie ins Internet, kostenlos und völlig unverbindlich. Das erste Kapitel eines jeden Werkes ist die Zusammenfassung des Buches. „So können die Leser Zeit sparen“, witzelte der Professor. Wer seine Werke hingegen ganz liest, dem erschließen sich die Gedanken des Autors vermutlich leichter.

Campus Wuppertal

Anders als Joseph Schumpeter, welcher der Fakultät ihren Namen gegeben hat, sieht Eric von Hippel die Wirtschaftsbeziehung zwischen Hersteller und Konsument vom Kunden her. Üblicherweise denken Produktdesigner für eine unbestimmte Zahl von Konsumenten, entwickeln Produkte, die vielen Menschen gefallen können, vermutlich aber meistens mit Abstrichen.

Von Hippel schlägt einen anderen Weg vor, und er kann sogar belegen, dass dieser Weg von vielen in aller Welt bereits beschritten wird. Der Gelehrte geht davon aus, dass Konsumenten die besseren Produkte entwickeln. So, sagt er, sei es zuletzt in den USA mit einer künstlichen Bauchspeicheldrüse geschehen, die Diabetes-Patienten erheblich mehr Lebensqualität verschafft. Die Erfinderin hat ihr Produkt zur kostenlosen Kopie ins Internet gestellt. Noch in diesem Jahr soll ein professionell hergestelltes Gerät auf den US-amerikanischen Markt kommen. Ganz so, wie von Hippel es vorhergesagt hat.

Der Professor geht aber noch weiter. Er glaubt, dass eine nicht gewinnorientierte Produktentwicklung in aller Welt rasant zunehmen wird. Die Zutaten sind schließlich bereits vorhanden: kostenlose Designprogramme gibt es im Internet zuhauf, und 3-D-Drucker werden immer billiger.

Dass am Ende dennoch die Massenherstellung eines besseren Produktes stehen kann, bringt die Hersteller im Schumpeter’schen Sinne wieder in Vorhand.

Der Schumpeter School-Preis wird seit 2011 alle zwei Jahre vergeben. Damit ehrt die Uni Wuppertal international renommierte Wirtschaftswissenschaftler. Gleichzeitig knüpft sie Kontakte in alle Welt und verschafft sich internationale Bedeutung. Die wiederum führt zu mehr Qualität in Lehre und Forschung.

Wie sehr die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ihren guten Ruf in den vergangenen Jahren hat steigern können, zeigen nicht nur die namhaften Kooperationspartner wie Vorwerk & Co., HSBC, Knipex, Vaillant und Vodafone. Auch der frühere Düsseldorfer Regierungspräsident Jürgen Büssow und der ehemalige Vorstand der Barmenia Versicherung, Josef Beutelmann, gehören wie die Stadtsparkasse zu den Unterstützern der Wuppertaler Wirtschaftswissenschaftler.

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