Harfen aus dem Troxlerhaus: Auch Japaner mögen diesen Klang

Troxler-Haus: Behinderte fertigen Kinderharfen an. Kunden kommen selbst aus Fernost.

Harfen aus dem Troxlerhaus: Auch Japaner mögen diesen Klang
Foto: Anna Schwartz

Hatzfeld. Aus Esche, Ahorn, Kirsche oder Ulme entstehen in der Holz-Werkstatt des Troxler-Hauses Instrumente, die bis nach Fernost verkauft werden. In der Werkstatt produzieren 21 Mitarbeiter der Einrichtung vor allem Kinderharfen und -leiern, die nach den Vorgaben der anthroposophischen Dachorganisation Choroi gebaut und dann unter anderem in Kindergärten und Schulen eingesetzt werden.

Mindestens 20 Arbeitsschritte muss das Werkstück durchlaufen, damit daraus ein Instrument wird. Gerade jetzt zum Frühjahr verzeichneten sie wieder eine verstärkte Nachfrage, sagt Christina Fuchs-Leyendecker, die als eine von zwei Fachkräften die Behinderten anleitet.

Choroi-Instrumente zeichnen sich nach Angaben des Herstellers durch einen warmen und angenehmen Ton aus. Vor allem in Waldorf-Kindergärten oder -Schulen würden sie gern genommen, weil sie auch von ungeübten Kindern gut gespielt werden könnten und dem Hörbedürfnis des Menschen entgegenkämen.

Die in Wuppertal hergestellten Instrumente gehen überwiegend an das Choroi-Zentrallager in Filderstadt (Baden-Württemberg), ein Teil wird aber auch in der Werkstatt am Alten Zollhaus gelagert. Der vermutlich weiteste Versand geht an einen japanischen Fachhandel, der jedes Jahr etwa 20 bis 30 Kinderharfen ordert. „Dort werden die Harfen gerne beim Kirschblütenfest genommen, weil sie so einen beruhigenden Ton haben“, erklärt Fuchs-Leyendecker.

Die Gruppe in der Werkstatt ist bunt gemischt und an verschiedenen Tischen mit Eifer bei der Arbeit. Das Alter reicht von Anfang 20 bis etwas über 60 Jahre. „Die Mitarbeiter hier müssen vor allem Spaß an der Arbeit mit Holz haben. Sie sollten Geduld mitbringen und auch kein Problem damit haben, wenn sie immer die gleiche Tätigkeit machen müssen“, sagt Fuchs-Leyendecker. Unterstützt wird das Fachpersonal noch von zwei Mitarbeitern des Bundesfreiwilligendienstes.

Am Ende der Produktionskette sitzt Reinhold Weck. Der Senior der Gruppe hat das „absolute Gehör“ (Fuchs-Leyendecker) und kann ganz ohne Stimmgerät den knapp 50 Zentimeter hohen Harfen (mit sieben Saiten) und Leiern (mit zwölf Saiten) die richtigen Klänge geben. „Das konnte ich schon von Geburt an“, sagt Weck. Zur Feier seiner 35-jährigen Tätigkeit in der Werkstatt wurde ihm ein goldener Stimmschlüssel geschenkt.

Noch nicht ganz so lange ist Uwe Kaspar in der Choroi-Werkstatt. „Es ist schön, dass man hier mit verschiedenen Arten von Holz arbeiten kann“, betont er. Seit zwei Jahren ist er in der Abteilung tätig. Ihm gefällt zudem, dass er auch immer wieder andere Tätigkeiten - wie Schmirgeln oder Leimen - ausführen kann.

Bei Bedarf können die Instrumente auch direkt im Troxler-Haus gekauft werden. Zudem stellt die Werkstatt Solo-Instrumente wie eine große Sopranleier oder Sololeier her: Diese Stücke sind aber eher für Profimusiker interessant. Überdies fertigen die Mitarbeiter Holzetuis, in denen Instrumente fachgerecht verstaut werden können. Weitere Infos:

www.troxler-werkstaetten.de

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