Flic Flac: Zwischen Artistik und Parodie

Der Zirkus Flic Flac sorgte mit der Show Underground wieder für grandiose Unterhaltung.

Barmen. Wenn man weiß, was kommt, sind die Dinge oft halb so schön. Unterdessen demonstriert Steve Eleky, dass manches zumindest doppelt so lustig sein kann, eben weil man weiß, was kommt. Der schottische Comedy-Jongleur, nur echt mit dem Kilt, gastiert zurzeit mit seinen Kollegen auf dem Carnaper Platz, wo der Circus "Flic Flac" am Freitag die Premiere seiner neuen Show "Underground" servierte.

Zwei Jahre sind vergangen, seit Wuppertal zum letzten Mal den Circus erlebte, der konsequent auf Darbietungen mit Tieren verzichtet und an die Stelle animalischer Attraktionen Artistik und Parodie setzt. Dieses überzeugende Konzept umfasst auch in der neuen Show Elemente, von denen man weiß, dass sie kommen: das Todesrad etwa, bei dem Tito Vanegas und William Patino halsbrecherische Sprünge auf einem rotierenden Drahtgestell vollführen. Ebenso bekannt ist die rasende Motorradfahrt von acht Kolumbianern durch eine enge Stahlkugel. Da mag manch einer spotten, das sei doch nun nichts Neues mehr. Doch wäre "Flic Flic" mittlerweile wohl halb so schön, wenn diese bekannten Nummern nicht mehr kämen.

Im Übrigen präsentiert "Underground" genügend Stoff, aus dem neue glitzernde Träume gewoben sind. Nicht spektakulär, dafür herrlich anzuschauen ist etwa "Hula Hoop" von Alla Domokos aus der Ukraine, die das alte Kinderspiel mit dem kreisenden Reifen zu höchster Vollendung führt. Beleuchtung und Sound verleihen in ihrer feinen Dosierung und kreativen Gestaltung nicht nur dieser Nummer die Krönung. Oftmals muss sich der Zuschauer intensiv auf das Beiwerk konzentrieren, so bei Sophie Richards und Evgeny Nikolaev, die ihr Trapez-Ballett nur überleben, weil Mann und Frau hier blind aufeinander vertrauen dürfen. Der begleitende Song enthält dazu eine Botschaft für alle Paare: "Die Zweisamkeit genießen, so lange sie besteht."

Ohne durch Ansagen unterbrochen zu werden, verfließen die einzelnen Elemente zu einer kohärenten Show, die über 150 Minuten hervorragende Unterhaltung garantiert. Sie mündet in eine spritzige Pool-Party mit Feuer und Wasser. Dieses Finale liegt, auch wenn da manch ein Wuppertaler nur verhalten zustimmt, dicht am Tanztheater und ist schlichtweg grandios in seiner spartenübergreifenden Qualität.

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