Erfolgsmodell Hof Sondern: Ein Naturkostladen als Therapie

Seit 30 Jahren wird auf Hof Sondern Naturkost verkauft. Im Laden helfen auch psychisch Kranke mit.

Beyenburg. Andreas Jäger ist sichtlich stolz auf seinen Naturkostladen. Mit großen Schritten führt er durch die Räume auf Hof Sondern in Beyenburg. Er hat allen Grund zur Freude — dieses Jahr feiert der Laden 30-jähriges Bestehen.

Im September 1982 ging es los. Milch, Quark und Joghurt aus eigener Erzeugung waren im Angebot, später kam Gemüse aus der Gärtnerei hinzu. Über die Jahre wuchs das Projekt, die eigene Landwirtschaft wurde aufgegeben — sie trug sich finanziell nicht — dafür wurde das Sortiment erweitert. 30 Jahre nach der Gründung kann man im nun 100 Quadratmeter großen Hofladen von Obst, über Käse, Brot und Fertigwaren bis zur Naturkosmetik so ziemlich alles kaufen.

Aber es ist nicht nur das Bio-Angebot, das den Laden ausmacht. Von Beginn an arbeiten auch psychisch kranke Menschen mit, denen der Laden einen Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben bieten möchte. „Das sind überwiegend Menschen, die alleine mit dem Alltag nicht klarkommen“, sagt Andreas Jäger. „Die können in der Gärtnerei arbeiten, im Laden oder in der Druckerei.“ Dort fangen sie als Praktikanten an, wenn möglich, bilden Andreas Jäger und seine Frau aus oder übernehmen ihre Klienten als bezahlte Aushilfen — wie es ihre Fähigkeiten zulassen. Seine Leute, sagt er, profitieren von der Arbeit. „Für unsere Leute ist das ein Riesenauftrieb, dass sie etwas zu tun haben und sehen, dass sie gebraucht werden.“

Ein Universalheilmittel ist die Arbeit im Hofladen aber nicht. Es kommt auch vor, dass ein Mitarbeiter wieder erkrankt und die Arbeit aufgeben muss. Für die Mannschaft des Hofladens ist das nicht immer einfach. „Man wächst auch menschlich zusammen“, sagt Jäger. „Das ist das Spannungsfeld, in dem man lebt. Man muss wirtschaftlich arbeiten und den Leuten eine Perspektive bieten. Wenn dann jemand ausfällt, ist das schon schwer.“

Für ihn sind die 30 Jahre im Rückblick vor allem eines — eine Erfolgsgeschichte, die er fortsetzen will. „Diese Verbindung von Ökohof und Sozialtherapie sucht ihresgleichen“, sagt er. Vielleicht sei es gerade diese Kombination, die den Erfolg bei den Kunden ausmache. „Wir haben zu unseren Kunden ein sehr familiäres Verhältnis“, sagt er. Aus Wuppertal, Remscheid, Radevormwald oder Ennepetal kommen sie und halten dem Hofladen auch in Zeiten von Biosupermärkten weiterhin die Treue.

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