Einmal Verona und zurück

Seit 40Jahren transportieren Züge vom Container-Bahnhof Waren in Richtung Süden.

Langerfeld. Der Kran am Container-Bahnhof schiebt sich über die Schienen. Tonnen von grauem Stahl bewegen sich vor und zurück, Greifarme hieven einen Container nach dem anderen auf den Zug. Bald werden die Container Richtung Verona rollen. Doch der Kranführer kann es ruhig angehen lassen. Nur wenige Container müssen verladen werden. "Es sind Ferien", sagt Terminal-Leiter Michael Freitag. "Da machen die Italiener drei Wochen Pause." Seit 15 Jahren arbeitet Freitag in seinem Beruf, doch die Ruhe der südlichen Handelspartner scheint ihn bis heute zu verwundern: "Die Ferien machen sich sofort bemerkbar."

Und dann sei da noch die Krise. Sie hat den Bahnhof in Langerfeld besonders getroffen. Die Exporte im kombinierten Verkehr sind um 20 Prozent eingebrochen, Langerfeld trifft die Krise noch härter. Hier sind es etwa 30Prozent. Je weniger die Spediteure transportieren müssen, desto wahrscheinlicher greifen sie auf eigene Lkw zurück. Freitag könnte nun alles ein wenig langsamer angehen lassen. Doch der 54-Jährige liebt seine Arbeit. Er braucht den Stress, auch wenn er das nicht so nennt: "Mir gefällt es, auch schwierige Situationen zu meistern", sagt er stattdessen.

Schwierig wird es, wenn in Italien ein Erdrutsch die Verbindung lahmgelegt hat oder aber ein Kran am Bahnhof plötzlich nicht mehr so will, wie der Kranführer es gern hätte - so dass und Ersatzteile beschafft werden müssen. Seit 40Jahren werden vom Bahnhof aus Waren transportiert, heute nach Verona, Landshut, Regensburg oder Basel - die Spediteure, die Züge chartern, erwarten einen reibungslosen Transport.

An Computern kontrolliert Freitag, welcher Container auf welchem Zug landet, schiebt gelbe, blaue und grüne Rechtecke mit der Maus über den Bildschirm. "Gelb für das, was angekommen ist und Grün für die Container, die verschickt worden sind", sagt Freitag. Blaue Rechtecke sind jene Container, die noch kein bestimmtes Ziel haben. Vor 40Jahren war das noch anders. Computer gab es da noch nicht - und auch die Maschinen seien andere gewesen. "Ich habe ein altes Foto, da hat der Kran noch einen einfachen Haken", sagt Freitag und lacht. Für ihn heute unvorstellbar.

Gegen 8Uhr beginnt Freitags Arbeitstag. Die Kollegen - für den Terminal-Leiter Familie - sind schon früher im Einsatz. Wenn es noch dunkel ist, rollen die ersten Lkw auf den Hof. Margarine, Autoteile, aber auch Gefahrengut werden auf der Schiene transportiert. Per Zug verschickt wird in der Regel das, was mehr als 400Kilometer zurücklegen muss. Erst dann lohnt sich für die Speditionen der Aufwand. "Das sind natürlich andere besser aufgestellt", sagt Freitag. Ziele innerhalb Deutschlands steuerten die Züge aus Langerfeld kaum an.

Dennoch hat der Bahnhof Zukunft, meint Freitag. Seit Österreicher und Schweizer sich mit Mautgebühren gegen Lkw wehrten, die auf dem Weg nach Italien das Land durchqueren, lohnt sich der Transport per Schiene für die Unternehmen. Im nächsten Jahr, so Freitag, würden er und seine Mitarbeiter wieder mehr zu tun haben als zur Zeit, in den Ferien - wenn durch die Krise geschwächte Unternehmen sich wieder berappelt hätten. 2008 habe sich gezeigt, wie erfolgreich der Bahnhof arbeite. "Da waren wir fast an der Leistungsgrenze angelangt."

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