Die Helden der Färberei halten weiter durch

Vor zwei Jahren retteten sie die Langerfelder Firma Willi vom Sondern – und danach mindestens noch einmal.

Langerfeld. "Helden stürzen ab, stehen wieder auf - und starten von vorn." Das singt nicht nur Udo Lindenberg als einer, der es nun wirklich wissen muss; das beherzigen vor allem auch die Mitarbeiter der Langerfelder Firma Willi vom Sondern. Vor zwei Jahren, da haben sie sich zum ersten Mal an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen. Die Arbeitsplätze waren so gut wie verloren, das Unternehmen pleite, niemand gab mehr einen Pfifferling auf die kleine Färberei.

Bis sich alle Beteiligten tief in die Augen schauten. Danach packten die Mitarbeiter Leo Kalettka, Jörg Biermann und Dieter Leder tief in das eigene Portemonnaie, machten den Schritt vom Mitarbeiter zum Gesellschafter, gründeten mit dem Geschäftsführer Manfred Peter die neue Firma aus der Insolvenzmasse heraus und erhielten die Arbeitsplätze.

Wenn sie heute unmittelbar nach dem Hallo mit den Worten "So, jetzt haben wir auch das zweite Jahr geschafft," das Gespräch beginnen, dann zeigt sich erneut der ganze Kampfeswille der achtköpfigen Belegschaft mit Firmensitz an der Wilhelm-Hedtmann-Straße.

Und diesen Überlebenswillen haben sie mittlerweile noch mehrfach beweisen müssen, obwohl die Kunden der größtenteils seit mehr als 20 Jahren zusammen arbeitenden Mannschaft die Treue gehalten haben. Denn im vergangenen Jahr war der Betrieb "schwer gebeutelt", hat sich auf Messers Schneide bewegt: Zwei Kunden gingen in die Insolvenz, der Kessel kaputt. Satte 30000 Euro waren für die Reparatur fällig, außerdem galt es den daraus bedingten knapp zweiwöchigen Produktionsausfall zu verkraften. "Da haben wir überlegt, ob wir zumachen" berichtet Manfred Peter. Doch die Kollegen wären nicht die von vor zwei Jahren, wenn sie nicht auch diese Herausforderung gemeistert hätten.

Und zwar mit Erfolg: Im laufenden Jahr ging die Produktion um zehn Prozent rauf, der vor zwei Jahren auf 24 Tage gesenkte Urlaubsanspruch ist bei einer 42-Stunden-Woche wieder auf 30 Tage gewachsen.

Und die Rendite? Immerhin wurde doch eigenes Geld in das Unternehmen gesteckt. "Da sind wir gar nicht drauf aus", erklären Kalettka, Biermann und Leder unisono. "Deshalb haben wir das doch nicht gemacht." Ihnen ging es darum, die Jobs zu erhalten, lieber eigenes Geld zu investieren und so ein monatliches Einkommen zu sichern, statt in die Arbeitslosigkeit zu gehen.

Die Stärke des Unternehmens? "Das ist die Flexibilität", sagt Biermann. Manchmal ruft tagelang kein Kunde an, dann aber gleich mehrere. Und wenn es sein müsse, arbeite halt jeder Kollege mehr.

Was das Menschliche angeht, bringt es Kalettka auf den Punkt: "So ein Klima kann ich mir woanders nicht vorstellen. Hier vergessen Sie jeden privaten Schmerz." Und da ist sie wieder: Eine der Situationen, in denen sich die Männer in die Augen schauen. Helden fallen eben nicht nur hin, stehen wieder auf und starten von vorn - sie reichen sich auch die Hand.

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