Herbringhausen „Der Osten der Stadt wird abgehängt“

Andreas Zawierucha fühlt sich in Herbringhausen benachteiligt. Jenseits der A1 ende das Interesse der Stadt.

Herbringhausen: „Der Osten der Stadt wird abgehängt“
Foto: Andreas Fischer

Herbringhausen. Andreas Zawierucha erlebt seit längerer Zeit im Wuppertaler Osten Dinge, auf die er nur mit Kopfschütteln reagieren kann. Der Vorsitzende des Bürgervereins Herbringhausen wird das Gefühl nicht los, dass sein Ortsteil und auch die anderen jenseits der A1 — Beyenburg und Frielinghausen — von der Stadt abgehängt werden. Ob nichtvorhandene Internet-Anschlüsse, gekappter Nahverkehr oder der geplante Wegfall des Beyenburger Bürgerbüros: Immer sei die fehlende Rentabilität die Begründung der Stadt. Eine, die Zawierucha nicht ausreicht. Der jüngste Aufreger: In der Bezirksversammlung am 7. Februar erfuhren die Herbringhausener, dass sie nach jahrelangen Bemühungen nun doch von den Plänen für schnelleres Internet ausgeschlossen wurden. Die Begründung: Die Funklösung, die die Bürger des Ortsteils selber zur Überbrückung vor wenigen Monaten eingerichtet hatten, sei ja eine funktionstüchtig — ein Anspruch auf Kabelausbau also nicht mehr gegeben.

Herr Zawierucha, welchen Eindruck haben sie über den städtischen Umgang mit den östlichen Ortsteilen gewonnen?

Andreas Zawierucha: Den, dass der Wuppertaler Osten abgehängt werden soll. Das ist ein schleichender Prozess, den die Bürger aber gehörig zu spüren bekommen.

Woran machen Sie das fest?

Zawierucha: Am Nahverkehr, zum Beispiel. Nach und nach wurden in den letzten Jahren die Busverbindungen von Herbringhausen und von Frielinghausen nach Wuppertal abgeschafft. Daran war zwar auch die Stadt Remscheid als Betreiber beteiligt, trotzdem geschah alles in Absprache mit Wuppertal.

Und wie kommt man jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Herbringhausen in die Stadt?

Zawierucha: Tja, erstmal zu Fuß: Die drei bis vier Kilometer bis zum Bahnhof Lüttringhausen muss man laufen. Von da fährt dann ein Zug bis Oberbarmen.

Das muss doch für viele ein Problem sein?

Zawierucha: Naja, wir sind halt erst mal viel an der frischen Luft, das soll ja gesund sein. Spaß beiseite, das ist überhaupt kein Zustand. Die Schulbusse werden bei uns auch privat organisiert, der Bürgerbus Lüttringhausen hilft uns da sehr. Und bei allem ist die Begründung: nicht rentabel.

Wie haben Sie auf die Nachricht reagiert, dass Herbringhausen nun doch nicht mehr im Plan für den Breitband-Ausbau vorkommt?

Zawierucha: Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob man mich auf den Arm nehmen will. Ich selber konnte an der Bezirksvertretung leider nicht teilnehmen. Aber als ich gehört habe, was die Wirtschaftsförderung da verkündet hat, war ich sprachlos. Wir in Herbringhausen haben doch den Breitband-Ausbau für die weißen Flecken auf der Wuppertaler Landkarte erst angestoßen. Seit unserem Antrag im Juli 2015 ist nichts passiert. Und jetzt wird unsere Eigeninitiative bestraft.

Mit welcher Begründung?

Zawierucha: Unser Funkmast sei ja ein gut funktionierendes System, jetzt gibt es also keine Notwendigkeit mehr für Breitbandausbau. Das Schöne ist: Unseren Funkmast bezahlen wir privat, aus eigener Tasche. Ich sehe nicht, warum wir jetzt nicht mehr Anspruch auf die städtischen und die Landes- und Bundesmittel haben sollten, mit denen der Ausbau für alle anderen Ortsteile im Masterplan möglich gemacht werden soll.

Was hat die Funk-Lösung gekostet?

Zawierucha: Alles in allem etwa 12 000 Euro.

Bei welchen Themen fühlen Sie sich im östlichen Teil Wuppertals noch benachteiligt?

Zawierucha: Dabei, dass wir bald kein Bürgerbüro mehr haben sollen, zum Beispiel. Das in Beyenburg soll schließen. Wir müssen dann für alle Angelegenheiten ins Tal kommen. Und wieder lautet die Begründung, es sei nicht rentabel.

Ist das für Sie keine Begründung?

Zawierucha: Es gibt so vieles, das nicht rentabel, aber notwendig ist. Die Stadt tut fast so, als würde hier niemand leben. Baudezernent Frank Meyer spricht von der Konsolidierung des Haushalts. Zahlen hat er uns aber auch nicht vorgelegt. Dass die Stadt sich ständig als Opfer darstellt, dem die Hände gebunden sind, finde ich schwer zu ertragen. Wenn es Probleme gibt, müssen Lösungen gefunden werden. Das gilt für mich und meine Firma genau so wie auch für die Stadt.

Gibt es denn auch etwas, das die Stadt in den Randgebieten richtig macht?

Zawierucha: Die Schneeräumung klappt einwandfrei. Das muss man schon anerkennen. Einen Straßenreinigungswagen haben wir hier dagegen aber bereits seit Jahren nicht mehr gesehen.

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