Das entkernte Dornröschen

Trotz Hitze nutzten gestern viele Wuppertaler die Chance, mal einen Blick auf die Baustelle der Turmterassen zu werfen.

Nordpark. Staub, Dreck und Bauschutt - selten waren so viele Wuppertaler so glücklich beim Anblick einer Baustelle. Gestern Mittag konnten im Nordpark die komplett entkernten Turmterrassen bewundert werden, denn Besitzer Marcel Thomas und der Nordstädter Bürgerverein hatten zum Tag der offenen Tür geladen. Hunderte Barmer folgten der Einladung in den Nordpark und genossen bei Sekt, Bier und Würstchen den Rundgang durch das historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das lange Zeit im Dornröschenschlag lag.

Warum die Freude der Barmer über die Baustelle so groß ist, wird beim Blick auf die letzten Jahre klar, die wohl die traurigsten in der langen Geschichte der Turmterrassen waren: Bis 1991 führte Horst Pohlmann das Restaurant im Nordpark. Seine Eltern hatten das Gebäude bereits 1940 übernommen.

Danach folgte der Abstieg: Neun verschiedene Besitzer hatten die Turmterrassen in den Folgejahren nach 1991 - keiner hielt sich lange. Zuletzt war das Gebäude im Besitz der Stadt Wuppertal und stand sechs Jahre leer. 2007 entschloss Investor Marcel Thomas, sich um dieTurmterrassen zu kümmern. Zwei Jahre später wurde - wie berichtet - die Vertragsunterzeichnung im Nordpark gefeiert.

Was folgte, war ein Auf und Ab um Bauanträge, Flurstücke und den Grundbucheintrag. Wie die WZ berichtete, warf der Investor der Stadt Wuppertal dabei Versäumnisse vor. Diese Streitigkeiten sind nun allerdings beigelegt: Seit Freitag steht Marcel Thomas als Eigentümer der Turmterrassen im Grundbuch - ein Jahr nach Unterzeichnung des Kaufvertrages. "Wir hatten ein versöhnliches Abschlussgespräch mit der Stadt. Niemand war glücklich, wie die letzten Monate verlaufen sind", so Thomas.

Nun will er positiv in die Zukunft schauen. Positiv in die Zukunft schaut auch der Nordstädter Bürgerverein. Der mit 1018 Mitgliedern größte Bürgerverein der Stadt will eng mit Marcel Thomas zusammenarbeiten. "Bisher läuft die Kooperation hervorragend. Wir freuen uns darauf, bald unsere Versammlungen wieder in den Turmterrassen abhalten zu können", sagt der Vorsitzende Dieter Mahler.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg: Wohl erst im Sommer 2011 wird die Sanierung beendet sein. "Zurzeit erstellen wir die Bauanträge, deshalb ist es schwer, einen Fertigstellungstermin zu nennen. Wir rechnen aber mit dem Spätsommer nächsten Jahres", gibt sich Marcel Thomas optimistisch. Die Planung beinhaltet ein besonderes Highlight: Erstmals in der Geschichte der Terrassen soll der Aussichtsturm öffentlich zugänglich sein. Immer sonntags könnten Besucher die Aussicht genießen, die schon gestern der Höhepunkt und das Gesprächsthema war.

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