Arthotel: Flüchtlinge kommen erst später

Regierungspräsidentin Lütkes erklärt die Pläne des Landes. Die Belegung der Unterkunft kann sich bis Sommer verzögern.

Arthotel: Flüchtlinge kommen erst später
Foto: Andreas Fischer

Heckinghausen. Einen vergleichsweise ruhigen Abend hat Anne Lütkes am Dienstag verleben können. Bei der Vorstellung der Pläne für die geplante Flüchtlingsunterkunft im Arthotel in Heckinghausen wird die Düsseldorfer Regierungspräsidentin (Grüne) mit wohlwollendem Applaus begrüßt. Kritische Stimmen halten sich in der knapp zweistündigen Info-Veranstaltung im Gemeindesaal der evangelischen Kirche zurück.

Die Stimmung ist weitgehend entspannt: Auch die Live-Schaltung des WDR-Fernsehens sorgt kaum für Aufregung, die im Hintergrund stehenden Security-Kräfte müssen nicht einschreiten. Vorherrschend sind der gute Wille und das Engagement der ehrenamtlichen Helfer, die den ankommenden Flüchtlingen mit zahlreichen Aktionen die Integration erleichtern wollen.

Da regt sich auch wenig Unmut, als die Regierungspräsidentin an einigen Stellen unkonkret bleibt. 600 Personen sollen in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes untergebracht werden, so viel wird schnell klar. Der für Anfang Februar geplante Einzugstermin der Flüchtlinge sei nicht zu halten, weil man „ein wenig in Zeitverzug“ geraten sei, so Lütkes. Den neuen Termin kann sie nicht nennen, deutet auf Nachfrage allerdings zumindest an, dass spätestens bis zum Sommer die Flüchtlinge einziehen dürften.

Die Frage eines Besuchers, nach den Umbaukosten des Art-Hotels beantwortet sie nicht — darüber würden der Innenminister und der Haushaltsausschuss des Landtages informieren. Mehr Zeit nimmt sich Lütkes bei ihren Ausführungen zur Flüchtlingswelle und den Auswirkungen auf NRW und die Kommunen. Im vergangenen Jahr seien aufgrund der weltweiten Flüchtlingsströme 330 000 Menschen nach NRW gekommen.

Man habe die Verpflichtung zur „menschenwürdigen Unterbringung der Flüchtlinge“. Das Land habe in den vergangenen Monaten über 80 000 Aufnahmeplätze für Asylsuchende geschaffen. Mit der Eröffnung weiterer Zentraler Unterbringungseinrichtungen wie in Heckinghausen solle die Zahl der in Notunterkünften - etwa Turnhallen - untergebrachten Menschen deutlich reduziert werden. Auch im laufenden Jahr sei mit einer unvermindert hohen Zahl an Flüchtlingen in Deutschland zu rechnen.

Sozialdezernent Stefan Kühn lobt vor allem die Unterstützung durch die Initiative „Heckinghausen aktiv“, die den Flüchtlingen helfen möchte. Es gehe darum, den Menschen möglichst „viele Angebote“ zur Integration zu machen. Laut der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin Renate Warnecke hat die Initiative derzeit 80 bis 100 Mitglieder - Tendenz steigend. Vor allem Sprachkurse sollen zahlreich angeboten werden.

Nachfragen des Besitzers eines Ladenlokals und einer Anwohnerin zur Sicherheit rund um die Flüchtlingsunterkunft versuchen Vertreter der Polizei mit einem Verweis auf die Erfahrungen zu entkräften. Die Kriminalität im Umfeld von Flüchtlingsunterkünften sei „kaum messbar“, sagt Michael Bauermann von der Polizei NRW. Straftaten von Flüchtlingen seien Einzelfälle, ergänzt der Leiter der Polizeiinspektion Wuppertal, Wolfgang Lonken. Durch die Zusammenarbeit zwischen Polizei und dem Sicherheitsdienst in der Landeseinrichtung solle der reibungslose Betrieb gesichert werden — dazu gehört, dass die Einrichtung vor rechtsradikalen Attacken geschützt wird.

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