Appell an Ausbilder: Keine Angst vor ausländischen Namen

Dank eines neuen Projekts sind zwei türkischstämmige Jugendliche zu Ausbildungsplätzen gekommen.

Wichlinghausen. Ali, Mehmet oder Hatice: Nicht selten sind ausländische Namen ein Hindernis bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, weil Schulabgänger mit deutschen Wurzeln von Personalchefs für die besseren Kandidaten gehalten werden.

„Es gibt immer noch viele Firmen, die keine Jugendlichen mit Migrationshintergrund ausbilden“, sagt Jutta Overath. Das werde zwar nie offen gesagt, sei aber angesichts der Resonanz auf Bewerbungen offensichtlich, so die Projektverantwortliche des Modellversuchs KobA zur Förderung von Ausbildung.

Auch Ibrahim Abay und Rukiye Dinler haben viele Absagen erhalten, trotz guter mittlerer Reife und einem erfolgreichen Handelsschulabschluss.

Dass die beiden 18 und 17 Jahre alten Wichlinghauser nun doch ihre Berufsausbildung beginnen können, haben sie einer neuen Zusammenarbeit in Wuppertal und dem Modellversuch KobA zu verdanken. „Dabei sollen Firmen dafür gewonnen werden, sich auf Jugendliche mit ausländischen Wurzeln einzulassen“, sagt Jutta Overath, die das Projekt in Wuppertal für den Internationalen Bund (IB) als Verbundpartner umsetzt.

Gestartet wurde im März: Über den Wichlinghauser Kultur- und Bildungsverein mit seinem Vorsitzenden Yavuz Aktas entstand der Kontakt zu Ibrahim und Rukiye, die zu der Zeit beide noch ohne Ausbildungsplatz waren. Gemeinsam habe man sich auf die Suche nach geeigneten Firmen gemacht, Kontakte geknüpft und Bewerbungen geschrieben, berichtet Jutta Overath.

Für Ibrahim eröffnete sich dabei eine besondere Perspektive: Finanziert von der Agentur für Arbeit konnte er durch ein „Mehrfachpraktikum“ bei der Wuppertaler Handwerker-Kooperation Raumfabrik während der vergangenen Wochen gleich mehrere Berufe kennenlernen:

Er absolvierte Praktika bei einem Malerbetrieb und einem Schreiner, versuchte sich im Rahmen der Ausbildungsvorbereitung als Dachdecker und Elektriker. Am besten hat ihm die Tätigkeit des Gas- und Wasserinstallateurs gefallen.

Eine ideale Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen, findet Ibrahims „Pate“, Wolfgang Kotthaus von der Raumfabrik, der mit Klaus Braun vom Vorstand an alle Wuppertaler Ausbildungsunternehmen appelliert, sich bei der Azubi-Auswahl nicht von Vorurteilen leiten zu lassen und jungen Leuten mit Migrationshintergrund die Chance zu geben, sich zu beweisen.

So wie Ibrahim Abay. Er überzeugte die Handwerksbetriebe der Raumfabrik, wurde quasi vom Fleck weg eingestellt.

Und während der 18-jährige Wichlinghauser in der nächsten Woche seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bei Hübner & Belter an der Hünefeldstraße startet, hat für Rukiye Dinler der „Ernst des Lebens“ bereits begonnen: Seit Mitte des Monats lernt die junge Frau bei Kinderärztin Olga Dause am Barmer Werth und wird dort zur medizinischen Fachangestellten ausgebildet. „Darüber freue ich mich ganz besonders“, sagt Rukiye: „Denn Frau Dause war schon meine Kinderärztin, als ich noch klein war.“

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