Stadtdechant: Heidkamp verlässt das Tal

Frank Heidkamp geht als Gemeindepfarrer nach Düsseldorf. Sind Machtkämpfe mit den Dechanten Schuld?

Wuppertal. Stadtdechant Frank Heidkamp verlässt Wuppertal. Der Pfarrer von St. Laurentius, St. Joseph, St. Marien und St. Suitbertus wird im Oktober Pfarrer im Düsseldorfer Seelsorgebereich "Wersten Himmelgeist", in dem 12 000 Katholiken leben. Der 48-Jährige war 1994 als Nachfolger von Pater Antonius Hogema gekommen. Kardinal Meisner führte ihn 2000 als Stadtdechanten ein. Die Gründe für Heidkamps Abschied aus Wuppertal"Ich verlasse Wuppertal auf eigenen Wunsch. Nach 13 Jahren ist Zeit für neue Herausforderungen", sagt Pfarrer Frank Heidkamp. Er wolle sich wieder mehr der Seelsorgearbeit widmen, statt vor allem die Katholische Kirche zu repräsentieren und Verwaltungsaufgaben zu erfüllen. "Das Wichtigste war mir immer der Kontakt zu den Menschen. Als Gemeindepfarrer habe ich mehr Möglichkeiten. Als Stadtdechant ist man sehr außenbestimmt." Die Entscheidung sei über einen längeren Zeitraum gereift, Düsseldorf sei seine Wunschstadt. Heidkamp ist dort aufgewachsen und noch immer verwurzelt. Möglicherweise stehen ihm dort weitere Aufgaben bevor: "Ich glaube, dass ich nicht nur im Stadtteil, sondern auch in der Stadt aktiv werde." Vermutungen, das Erzbistum habe ihn später für eine größere Aufgabe im Blick, will Heidkamp nicht bestätigen. Von seinen Gemeindemitgliedern will er sich beim Pfarrfest von St. Laurentius im August verabschieden. Gab es Streitigkeiten unter den Dechanten?Der Zeitpunkt für den Wechsel ist nicht zufällig: Im Sommer 2007 steht die umstrittene Fusion der Dekanate Barmen und Elberfeld zum Stadtdekanat an, dann wird es an der Spitze der katholischen Kirche nicht mehr wie bisher den Stadtdechanten als Repräsentanten und die beiden Dechanten in Barmen und Elberfeld geben, sondern nur noch einen Stadtdechanten. "Das ist ein sinnvoller Zeitpunkt, zu gehen", sagt Heidkamp. Spekulationen darüber, dass er nicht der Wunschkandidat des Erzbistums für die neue Stelle des Stadtdekanats sein könnte und man ihn nach Düsseldorf versetzt habe, räumt er aus dem Weg: "Ich muss nicht gehen. Der Kardinal hat gesagt, dass er mich schweren Herzens ziehen lässt." Die Fusion selbst könnte ein weiterer Grund für den Wechsel sein, der für viele überraschend kommt: Nach WZ-Informationen hat es zwischen Frank Heidkamp und den bisherigen Dechanten in Barmen und Elberfeld, Günther Stein und Michael Grütering, massive Kompetenzstreitigkeiten gegeben. Von gezieltem Mobbing ist die Rede. "Das Miteinander war in den vergangenen Monaten alles andere als christlich", sagt ein WZ-Informant. "Es geht ums Amt, nicht um Personen", reagiert Heidkamp. "Wir waren uns nicht immer einig, dennoch bedaure ich seinen Weggang", sagt Dechant Michael Grütering. Der Katholikenrat bedauert Heidkamps Weggang sehr: "Er hat tiefe Spuren hinterlassen. Das müssen wir erst wieder auffangen", sagt die Vorsitzende Silvia Florian. Bei der katholischen Kirche werden die Karten neu gemischtNach dem Tod von Karl-Theodor Löckenhoff, Pfarrer an St. Antonius und Herz Jesu in Barmen, und mit dem Weggang von Frank Heidkamp müssen beide großen Innenstadtpfarreien im Tal neu besetzt werden. "Die Situation ist kompliziert. Es ist zu früh, über eine Nachfolge zu sprechen", sagt Stephan Schmidt, Pressesprecher beim Erzbistum. Naheliegend wäre es, dass der Kandidat für die Pfarrstellen zum Stadtdechanten wird. Die Folgen für die ökumenische Zusammenarbeit in der StadtPfarrer Frank Heidkamp hat Ökumene groß geschrieben. Die Zusammenarbeit mit der evangelische Kirche war sehr eng. "Wir haben einen guten Doppelpass gespielt", sagt Superintendent Manfred Rekowski. "Pfarrer Heidkamp hatte auch in der evangelischen Kirche ein sehr großes Ansehen. Das war Ökumene auf Augenhöhe." Die Frage der Nachfolge ist bisher noch offenWer Nachfolger im Seelsorgebereich Elberfeld-Mitte wird, steht noch nicht fest. Über Heidkamps Nachfolge als Stadtdechant entscheiden die Wuppertaler Priester im Sommer, wenn die Zusammenlegung der Dekanate Barmen und Elberfeld zum Stadtdekanat Wuppertal vollzogen ist. Die Dechanten dort, Günther Stein und Michael Grütering, hatten bereits erklärt, nicht zur Verfügung zu stehen. KommentarEin Verlust für Wuppertal Die Wuppertaler werden Frank Heidkamp vermissen. Der 48-Jährige war nicht nur unter den Katholiken hoch angesehen. Er war weit über seine Gemeinde, sogar weit über den Kirchturm hinaus eine starke Identifikationsfigur, hat die Ökumene in der Stadt geprägt und vorangetrieben. Für Wuppertal wünscht sich Heidkamp einen Stadtdechanten, der bereit ist, sich kritisch zu gesellschaftlichen Themen zu äußern. Das ist typisch für ihn. Er selbst hat seine Kritik stets kritisch konstruktiv eingebracht. Dass der volksnahe Geistliche sich gerne auch mal als Jazzfan outete und seine Begeisterung für schnelle Autos nicht verbarg - warum nicht? Frank Heidkamp stand für eine offene, sympathische katholische Kirche in Wuppertal, auch wenn das Erzbistum das nicht immer gerne gesehen haben mag. Sein Nachfolger wird es schwer haben, in seine Fußstapfen zu treten.

nicola.duenow@ westdeutsche-zeitung.de

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