Corona-Krise Stadt Wuppertal warnt vor zu schneller Öffnung der Schulen

Wuppertal · Umsetzung erfordere Vorlauf. Jeder Schritt löse Kettenreaktionen aus.

 Sind Wuppertals Schulen fit für eine Wiedereröffnung in Zeiten der Corona-Pandemie? Es gibt Zweifel auch an den Hygienebedingungen.

Sind Wuppertals Schulen fit für eine Wiedereröffnung in Zeiten der Corona-Pandemie? Es gibt Zweifel auch an den Hygienebedingungen.

Foto: Stefan Schaubitzer/dpa

Am 16. März wurden die Schulen in Nordrhein-Westfalen geschlossen. In diesen Tagen beraten das Corona-Kabinett und die Ministerpräsidenten der Länder, ob und wie die Schutzmaßnahmen für Kitas und Schulen gelockert werden könnten. An der Basis – so auch in Wuppertal – wird jedoch vor überzogenen Erwartungen gewarnt. Oberbürgermeister Andreas Mucke und Schuldezernent Stefan Kühn haben Bedenken, Schulen in der Stadt bereits ab dem kommenden Montag wieder in Betrieb zu nehmen.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatte eine schrittweise Rückkehr zur Normalität und eine baldige Wiederaufnahme des Schulbetriebs empfohlen. Der Anfang solle mit den Grundschülern gemacht werden. Kanzlerin Angela Merkel kündigte an, das Gutachten der Forschungsgemeinschaft werde als Grundlage für das künftige Vorgehen von Bund und Ländern dienen. Gerade was den Schulbetrieb angeht, wird aber Kritik laut. Joachim Stamp, NRW-Familienminister, schließt eine generelle Öffnung von Kitas und Schulen nach den Osterferien aus.

„Bund und Länder sollten sich die Entscheidung sehr gut überlegen. Es gibt viele Wechselwirkungen und es löst eine Riesenkette aus, wenn ich Schulen öffne“, sagt Andreas Mucke und denkt dabei an den Transport von zehntausenden Schülern in Bussen und Bahnen. Von der Bereitstellung von Masken ganz zu schweigen. Stefan Kühn stimmt NRW-Minister Stamp ebenfalls zu. Eine zu schnelle Öffnung sei kontraproduktiv, da sich die Ausbreitung des Virus wieder beschleunige. Jede Schule müsse entsprechend ihrer Gegebenheiten räumlich und organisatorisch vorbereitet und ausgestattet werden. „Wünschenswert ist vor allem eine einheitliche bundes- und landesweite Regelung“, so Stefan Kühn.

Abitur- und Abschlussjahrgänge sollten den Vorrang haben

Den Vorschlag der Leopoldina, mit den jüngsten Schülern wieder in den Schulalltag einzusteigen, lehnt Kühn ab. Stattdessen sollte mit den Abiturienten und Abschlussjahrgängen der zehnten Klassen begonnen werden. Das befürwortet auch Lutz Wendel, Leiter der Gesamtschule Kruppstraße. Dies aber nicht für alle Klassen von jetzt auf gleich, sondern nur für „ausgesuchte Jahrgänge“. An der Kruppstraße sind es die „Zehner“. Was die Hygienevorgaben angeht, müsse man abwarten, wie der Schulträger entscheidet und was vorgegeben wird. Die Durchsetzung zum Beispiel einer Schutzmaskenpflicht könne die Schule allein nicht leisten, so Wendel.

Rüdiger Bein, Stadtschulpflegschaftsvorsitzender in Wuppertal, hat mit vielen Eltern gesprochen. Gerade bei den jüngeren Schülern sei es schwieriger, darauf zu achten, dass diese sich an die Auflagen halten. „Die stecken viel eher die Köpfe zusammen.“ Wichtiger sei es für die Abiturjahrgänge und die Abschlussklassen an den Realschulen, dass der Schulbetrieb wieder beginnt.

Weniger Schüler ließen sich einfacher über die Räume verteilen. „Maximal zehn bis 15 Schüler pro Raum“, schlägt Bein vor. Und natürlich müsste jeder Schüler, bevor er die Klasse betritt, seine Hände waschen und desinfizieren. Ob die Hygienevorgaben überall eingehalten werden könnten, da bleibt Bein skeptisch. Der Markt für Desinfektionsmittel sei praktisch leergefegt. Gleiches gelte für Schutzmasken, deren Gebrauch einige Experten auch in Schulen verbindlich machen wollen. „Wo soll das alles herkommen?“, fragt Bein.

Zumindest mit Seife sind die Schulen gut eingedeckt. Wie Thomas Lehn vom städtischen Gebäudemanagement sagt, habe die Stadt zu Beginn der Krise eine größere Zahl Einmal-Spender gekauft. Das ist auch wichtig, weil die Wandspender in den Schultoiletten nicht selten von der Wand gerissen sind. Lehn sagt: „Es ist richtig, dass einige Toiletten baulich in keinem guten Zustand sind.“ Aber: Eine Sanierung durch das GMW sei „auf die Schnelle“ nicht möglich. Das Wichtigste sei das Händewaschen mit Seife. „Das Gesundheitsamt rät nicht zum Gebrauch von Desinfektionsmitteln.“ Die Hausmeister seien angewiesen, in besonderem Maße darauf zu achten, dass die Seifenspender jederzeit gefüllt sind. Eine weitere Maßnahme: „Wir haben die Pause für eine Grundreinigung aller Schulen genutzt.“

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