Wuppertal Mit dem Corona-Projekt will die Stadt für eine zweite Welle gerüstet sein

Wuppertal · Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit Covid-19 bewegt sich in Wuppertal zwar seit Wochen im einstelligen Bereich, aber die Stadt sieht keinen Grund für Entwarnung und hat daher das Corona-Projekt gestartet.

 Stadtkämmerer Johannes Slawig.

Stadtkämmerer Johannes Slawig.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Das Personal im Gesundheitsamt der Stadt wird aufgestockt. Von 70 bis 80 Vollzeitstellen vor der Coronakrise soll die Personalstärke auf deutlich mehr als 100 Mitarbeiter erhöht werden. Bei den Neueinstellungen handelt sich um Ärzte, aber auch um Fachkräfte, die mit Zeitverträgen ausgestattet werden. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit Covid-19 bewegt sich zwar seit Wochen im einstelligen Bereich, aber die Stadt sieht keinen Grund für Entwarnung und hat daher das Corona-Projekt gestartet. Ziel ist, die Nachverfolgung von Neuinfektionen auch bei einer sich zuspitzenden Lage bewältigen zu können.

Keine neuen Infektionen - das meldete die Stadt am Dienstag. Am vergangenen Wochenende waren insgesamt sechs positive Fälle verzeichnet worden. Kein Vergleich zu den Zahlen im April, als bis zu 67 Neuinfektionen pro Tag bestätigt worden sind. Seit der Lockerung der Corona-Regeln bringt jeder Fall einen höheren Arbeitsaufwand mit sich, als zu Zeiten des Lockdowns. Schließlich zieht jede Neuinfektion die Anordnung von Quarantäne für die engen Kontaktpersonen des Infizierten nach sich. 229 Personen befanden sich am Dienstag in Wuppertal in Quarantäne. Oliver Schneider, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes, beschreibt die Abläufe, die auf einen bestätigen Corona-Test folgen: „Nehmen wir beispielhaft an, dass die getestete Person am Samstag Symptome wie Husten bei sich festgestellt hat und ein positives Testergebnis am Dienstag vorlag. Dann müssen wir nicht nur die Kontaktpersonen des Wochenendes ermitteln, sondern auch für den Freitag und Donnerstag, als die erkrankte Person noch symptomfrei gewesen ist. War er oder sie im Büro? Wurden dort die Schutzmaßnahmen eingehalten? Es kann vorkommen, dass ein Mitarbeiter einen ganzen Tag mit einem einzigen Fall beschäftigt ist.“

Die behördliche Anordnung einer 14-tägigen Quarantäne ist bisher eines der wirksamsten Mittel im Kampf gegen die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus. Problematischer könnte die Situation im Herbst oder Winter werden, wenn von Experten eine zweite Welle befürchtet wird. Die Stadt will vorsorglich weitere Arbeitsplätze für die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes einrichten. Ordnungsdezernent Matthias Nocke und Sozialdezernent Stefan Kühn zogen mit ihren Mitarbeitern im Elberfelder Verwaltungshaus aus der ersten Etage unter das Dach, um Platz für das Corona-Projekt zu machen. Ein Beispiel dafür, dass die Stadt in Bezug auf Corona nicht in Wochen, sondern in Monaten, wenn nicht gar Jahren plant.

„Die Arbeitsplätze werden dauerhaft eingerichtet, wir stellen dauerhaft zusätzlich Beschäftigte ein, die nicht aus einem schon vorhandenen Budget finanziert werden. Wir schaffen damit eine neue Einheit für pandemische Fälle“, sagt Stadtdirektor Johannes Slawig, der Leiter des Krisenstabes ist. Für den Ausbau des Personalbestandes im Gesundheitsamt tritt die Stadt in Vorleistung. Slawig erwartet in diesem Punkt die finanzielle Unterstützung von Bund und Land.

Die Grippeschutz-Impfung ist in diesem Jahr besonders wichtig

In der ersten Phase der Pandemie hatte die Stadt an den neuralgischen Stellen im Gesundheitsamt, im Bürgerservice und zur Unterstützung der Alten- und Pflegeheime Mitarbeiter der Verwaltung aus anderen Abteilungen eingesetzt. Diese Mitarbeiter haben inzwischen zum Großteil wieder ihre normalen Funktionen übernommen und würden bei einer zweiten Welle der Pandemie nicht für das Gesundheitsamt und den Bürgerservice zur Verfügung stehen.

Kritisch könnte es ab dem Herbst werden, wenn sich mit Wind und Wetter die Erkältungskrankheiten und die Fälle der Grippe häufen. „Die Grippe-Impfung in diesem Jahr ist besonders wichtig“, sagt Oliver Schneider. Mehr denn je gelte es, Abstandsregeln, den Maskenschutz und andere Hygienevorgaben einzuhalten, um Erkältungen und einer Grippewelle vorzubeugen. „Alle vorbeugenden Maßnahmen gegen das Corona-Virus sind auch gegen Erkältungen und Grippe wirksam. Die Nachverfolgung von Corona-Infektionen in einer Grippe- und Erkältungswelle würde wesentlich schwieriger“, sagt Oliver Schneider.

Dauerhafte personelle Verstärkung benötigt auch der Stadtbetrieb Servicecenter. Der Mitarbeiterstab soll von 60 auf 84 aufgestockt werden. An Montagen gehen normalerweise rund 4000 telefonische Anfragen beim Servicecenter ein. Vor zwei Wochen, als die Bundesregierung die Reisebeschränkungen lockerte, stieg die Zahl der Anrufer auf 9000.

Mitte April, zum bisherigen Höhepunkt der Pandemie in Wuppertal, waren es 13 000 am Tag. Auch in diesem Punkt will die Stadt vorbereitet sein. Das Informationsbedürfnis der Bürger ist groß.

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