Stadt will Bergische Sonne kaufen

Nach dem Abriss des Spaßbades soll das Grundstück für die Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe veräußert werden.

Stadt will Bergische Sonne kaufen
Foto: Stefan Fries

Der Rat der Stadt hat nach Informationen der WZ am Montag im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung den Kauf von Gebäuden und Grundstücken der Bergischen Sonne beschlossen. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und der Besitzerin Olga Kharitonova, Gründerin der Finader GmbH, sollen kurz vor dem Abschluss stehen. Der Badebetrieb in dem Spaßbad endete im Sommer 2012 nach einer langen Zeit des Niedergangs. Die Stadt plant, das leerstehende Gebäude komplett abzureißen und die rund 20 000 Quadratmeter große Fläche als Gewerbefläche an einen privaten Investor weiterzuverkaufen.

2017 hatte die Barmer GEK mit rund 20 000 Quadratmetern die Hälfte der Freifläche gekauft und zu Parkplätzen für ihre Mitarbeiter umgebaut. „Die Barmer hat keine Pläne, den Rest des Geländes zu kaufen. Wir sind froh, dass wir unseren Mitarbeitern mehr Parkplätze zur Verfügung stellen können, und die Parkplätze sind auch an unsere Mitarbeiter vermietet. Daran wollen wir derzeit nichts ändern“, sagt Axel Wunsch, Pressesprecher des Unternehmens.

Aus der Verwaltung gab es keinen Kommentar zum Stand der Pläne. „Zu Themen aus dem nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung äußere ich mich grundsätzlich nicht“, sagt Rolf Volmerig, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung. Es ist aber kein Geheimnis, dass in Wuppertal Gewerbeflächen ein kostbares Gut sind. Die Stadt will gegensteuern. Und daher beschloss der Rat am Montag gleich drei Handlungsprogramme zur Erschließung von Gewerbeflächen, Brachflächen und Potenzialflächen. Der Standort der Bergischen Sonne dürfte für Unternehmen aus mehreren Gründen attraktiv sein: Wegen der Verkehrsanbindung über die L 418/L 419 mit Anschluss zur A 1 und A 46, der Nähe zur Uni und dem Technologiezentrum W-Tech sowie der Lage mit freiem Blick ins Bergische. Das Risiko, auf der Gewerbefläche sitzen zu bleiben, sollte für die Stadt also relativ gering sein.

Dass der Verkauf der Bergischen Sonne allerdings kein Selbstläufer ist, haben die jetzigen Besitzer erfahren müssen. Ein Interessent aus Köln hatte schon konkrete Pläne für zwei große Festsäle, in denen vor allem türkische Hochzeiten stattfinden sollten. Andere Ideen reichten vom Hotel und Motel bis zum Wellness-Center. Rund 30 seriöse Kaufanfragen soll es gegeben haben.

Mehr als eine Million Euro soll von der Finader GmbH für das Bad und das 20 000 Quadratmeter große Grundstück 2017 gefordert worden sein. Der Käufer müsste mit geschätzten Abrisskosten in Höhe von 300 000 bis 400 000 Euro rechnen. Zwischenzeitlich machten Gerüchte die Runde, dass sich potenzielle Käufer aus dem Rotlicht-Milieu für das alte Spaßbad interessierten. Gerüchte, die man mit Sorge im Barmer Rathaus vernahm. Durch den Kauf von Spaßbad und Grundstück würde sich die Stadt in die Lage versetzen, unerwünschte Folgenutzungen zu verhindern und eigene Akzente in der Stadtentwicklung zu setzen. Der generelle Wunsch, mehr Mitsprache zu haben, wird in den Handlungsprogrammen zur Entwicklung von Gewerbe- und Potenzialflächen formuliert.

So sollen wertvolle Flächen nicht an Logistikunternehmen abgegeben werden, die wenig Arbeitsplätze schaffen, dafür aber viel Land in Anspruch nehmen. Für das exponierte Gelände auf Lichtscheid soll ein Abnehmer gefunden werden, der dort hochwertiges Gewerbe ansiedelt. Als alternative Nutzung ist eine hochwertige Wohnbebauung im Gespräch. Die Grundstücke für den Wohnungsbau würden zwar einen höheren Erlös erzielen, die Ansiedlung von Gewerbe garantiert der Stadt aber nachhaltigere Einnahmen über die Gewerbesteuer. “ S. 16

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