Stadtentwicklung in Wuppertal Die Stadt lässt historische Wupperbrücken vergammeln

Wuppertal · Einige Brücken wurden saniert, aber für die Stege für Fußgänger hat die Stadt kein Geld mehr. Clefbrücke und Alte Zoobrücke sind die jüngsten Opfer des Rotstifts.

 Für die Sanierung der Clefbrücke, einen für Wuppertal typischen Steg über die Wupper, ist kein Geld übrig.

Für die Sanierung der Clefbrücke, einen für Wuppertal typischen Steg über die Wupper, ist kein Geld übrig.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Straßen, Brücken, Treppen - das sind die großen Schwachstellen der Wuppertaler Infrastruktur. Mehrere hundert Millionen Euro wären erforderlich, um alle Bauwerke in Schuss zu bringen. Der Investitionsstau beträgt allein bei den Straßen mehr als 100 Millionen Euro. Und bei den 96 Wupperbrücken auf dem Stadtgebiet sieht es nicht besser aus. Die Stadt hat kein Geld, um alle historischen Stahlbrücken zu retten, die das Stadtbild prägen. So manche Wupperbrücke wird daher in den kommenden Jahren „über die Wupper gehen“.

Mit großem finanziellen Aufwand hat die Stadt in den vergangenen Jahren zum Beispiel die Adlerbrücke, Alexanderbrücke, die Brücke Pestalozzistraße, die Brücke Wesendonkstraße, die Dörner Brücke oder die große Straßenbrücke an der Ohligsmühle saniert. In der Planung sind zum Beispiel die Sanierung der Brücken Kabelstraße, Fischertal und Kluse. Doch auf der Verlustseite stehen andere Bauwerke, die in Verbindung mit dem stählernen Gerüst der Schwebebahn den Charme der Flusslandschaft ausmachen.

Thorsten Warning, Leiter konstruktiver Ingenieurbau bei der Stadt, ist sich der Problematik bewusst. Der wachsende Spardruck zwinge die Stadt nach Dringlichkeit, Schadenszustand und der verkehrlichen Bedeutung Prioritäten zu setzen. Besonders für Fußgängerbrücken, die seit Jahren gesperrt sind, schwindet damit die Hoffnung auf Besserung. Die Clefbrücke am Alten Markt in Barmen hat die Stadt so gut wie abgeschrieben, weil sie sich Kosten von bis zu einer Million Euro nicht leisten kann. Die Sanierung einer Straßenbrücke über die Wupper schlägt im Schnitt mit 1,2 bis zwei Millionen Euro zu Buche.

„Es wäre schön, Brücken wie die Clefbrücke zu erhalten, aber die Schäden sind sehr groß und sie erfüllt keine wesentliche Funktion für den Fußgängerverkehr. Außerdem halten diese Stahlkonstruktionen aus dem 19. Jahrhundert nicht ewig“, sagt Warning. Zudem stünden die Firmen zurzeit nicht Schlange, wenn es um Brückensanierungen gehe. Bei der Wupperbrücke zum Stadion am Zoo, der Kothener Brücke, werde deshalb darüber nachgedacht, den Unterbau zu ersetzen und die Hauptträger und die Bögen aus Stahl zu erhalten, wie man sie von der Haspeler Brücke, der Alexanderbrücke oder den Brücken Pestalozzistraße und Kabelstraße kennt. So gehe die optische Wirkung nicht verloren.

Die alte Zoobrücke ist das jüngste Beispiel des Niedergangs

Die alte Zoobrücke, erbaut 1896, die auch als Kothener Brücke bekannt ist und über die Generationen von Zoo- und Stadionbesuchern, die Wupper trockenen Fußes überquert haben, wurde im September wegen Baufälligkeit nun auch für Fußgänger gesperrt. Autos dürfen die Brücke schon lange nicht mehr passieren. Reinald Schneider, Bewohner des Zooviertels und Vorstand des Bürgervereins Sonnborn, ist entsetzt über den Zustand der Brücke: „Es ist ein Trauerspiel, dass die Stadt seit vielen Jahren ihre Brücken vergammeln lässt. Das Zooviertel ist bewusst mit Sichtachsen angelegt worden, nun fällt dieser zentrale Durchgang weg.“

Thorsten Warning weist darauf hin, dass die Fußgänger auf die Passage in der Schwebebahnstation und die Brücke Siegfriedstraße ausweichen könnten. Das sieht Reinald Schneider kritisch. „Was ist, wenn die Schwebebahn eine Betriebspause einlegt und die Gitter auf beiden Seiten geschlossen sind. Der Umweg über die Brücke Siegfriedstraße ist älteren Menschen nicht zuzumuten“, so Reinald Schneider.

Der Bürgerverein bemüht sich darum, bei der Kothener Brücke zu retten, was noch zu retten ist, und sie als Fußweg über die Wupper erhalten. „Unser Mitglied Philipp Scheurmann ist Architekt, und er wird eine Bestandaufnahme vornehmen. Wir sind in Kontakt mit der Unteren Denkmalbehörde“, berichtet Reinald Schneider, der auf den emotionalen Wert der Brücken für viele Wuppertaler hinweist.

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