Stadt richtet Sorgentelefon ein

Die Stimmung schwankt. Während Wuppertal weiter hilft, tun sich manche Nachbarn von Asylsuchenden mit der Situation schwer.

Stadt richtet Sorgentelefon ein
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Anneliese Müller (Name geändert, die Red.) hat lange gewartet. Aber gestern war das Maß irgendwie voll. In den vergangenen Tagen ist Müll von Balkonen geflogen. Es ist lauter als sonst. Und überhaupt ist nichts mehr, wie es vorher war. „Ich verstehe ja, dass die Menschen in Not sind. Aber die müssen sich trotzdem an unsere Regeln halten“, sagt sie. In ihrem Ärger rief sie die WZ an. „Wenn man mal was sagt, wird man ja immer gleich als Nazi beschimpft. Aber das bin ich nicht“, sagt Frau Müller. Sie habe vielmehr die Sorge, dass Rechte den Häusern einen Besuch abstatten könnten.

Anneliese Müller lebt in einer Siedlung, in der die Stadt mehrere Wohnungen für Flüchtlinge angemietet hat, die im Asylverfahren sind. „Wir achten darauf, dass wir die Flüchtlinge auf mehrere Objekte verteilen“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD). Ihm ist bewusst, dass Menschen sich schwertun können, wenn sie mit fremden Kulturen in Berührung kommen und Sprachbarrieren Verständigung unmöglich machen. „Wir achten darauf, dass sich die Asylsuchenden in den Wohnungen vernünftig benehmen. Wer das nicht macht, muss die Wohnung verlassen.“

Bisher, sagt Kühn, seien wenig Beschwerden an ihn herangetragen worden. Und manches habe sich als Gerücht erwiesen. Aber der Sozialdezernent räumt auch ein, dass es Schwierigkeiten gibt. „Ein Flüchtling hat in einem Supermarkt gestohlen. Er bekam Hausverbot wie jeder andere in dieser Situation auch.“

Der Integrationsbeauftragte der Stadt, Jürgen Lemmer, spricht von seltsamen Gefühlen, die langsam in ihm aufsteigen. Er bemerkt auch, dass bei dem einen oder anderen Wuppertaler die Stimmung kippen könnte. Deshalb hat er seine 150 Mitarbeiter, darunter Sozialarbeiter und Hausmeister, mobilisiert. „Wir bauen mit Hilfe des Jugendamtes die Quartiersarbeit aus“, sagt er. „Und wir stecken nicht irgendwelche Leute in irgendeine Wohnung. Wir kümmern uns.“ Lemmer glaubt an die Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen. Er weiß, dass Wuppertal bundesweit damit ein Vorbild für Kommunen ist.

Aber Lemmer weiß auch, dass die Stadt mehr tun muss, je mehr Menschen auf der Flucht oder auf der Suche nach einem besseren Leben in die Stadt kommen. Der Integrationsbeauftragte setzt auf mehr Kommunikation und Informationen.

Am Mittwoch hat die Stadtverwaltung eine Rufnummer geschaltet, die Bürger anrufen können, wenn sie im Zusammenhang mit Flüchtlingen Fragen haben oder Hilfe benötigen.

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