Ölberg. Kunstvoll gegen die Auto-Flut auf dem Ölberg

Ölberg. · Mit Filmen zeigen Schüler des St.-Anna-Gymnasiums, was sie am Ölberg stört.

 Das St. Anna Gymnasium ist das Ziel vieler „Eltern-Taxis“. Die Schüler haben Filme dagegen gedreht.

Das St. Anna Gymnasium ist das Ziel vieler „Eltern-Taxis“. Die Schüler haben Filme dagegen gedreht.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Uhr tickt. In zehn Minuten beginnt der Unterricht, doch dann steht da dieser Bus. Minutenlang versperrt er den Weg. Mutter und Tochter sind machtlos. Ihnen bleibt nichts anderes übrig als zu warten. Ein paar Meter weiter stehen sie schon wieder, diesmal rangiert ein Müll-Auto auf der Straße. Also steigt die Tochter aus – und kommt trotzdem zu spät in die Schule.

Solche Szenen ereignen sich vor vielen Schulen in Deutschland, jeden Morgen aufs Neue. Die Schüler des St.-Anna-Gymnasiums wollen sich aber nicht mehr länger damit abfinden – und haben vier kurze Filme gedreht, in denen sie sich mit dem Thema Mobilität beschäftigen.

Auf ihrem Schulweg sehen sie jeden Tag vor allem: Autos. Viele Autos. Auf dem Ölberg geht es eng zu, Platz zum Leben, zum Toben, zum Spielen ist dort wenig. Vor mehr als einem Jahr gab es schon erste Kontakte zwischen der Schule und der Initiative „Mobiler Ölberg“, mit der Zeit reifte die Idee, die Problematik im Viertel filmisch aufzugreifen.

„Klimaschutz ist das Thema, von dem die Lebensqualität abhängt“, sagte Schulleiter Benedikt Stratmann den Schülern. Zusammen mit der Dramaturgin Uta Atzpodien und der Filmemacherin Kim Münster haben sie Ideen entwickelt und diese in insgesamt 40 Wochen langer Arbeit in Kleingruppen mit ihren Lehrerinnen Anna Marx und Alina Fuhrmann umgesetzt.

Die Ergebnisse haben sie nun Mitschülern präsentiert. Unter dem Motto „Gebt dem Leben mehr Raum“ haben sich zwei Gruppen mit den beengten Verhältnissen rund um die Schule beschäftigt. Unterlegt mit dramatischer Musik werden beispielsweise fußballspielende Jugendliche von immer mehr parkenden Autos gestört, andere zogen behutsam eine kleine Blume groß – die innerhalb weniger Sekunden von einem Auto überrollt wurde.

„Wir wollen die Stadtgesellschaft anregen, darüber nachzudenken, wie wir unsere Mobilität nutzen“, sagt Katharina Nowak von der Citykirche, die das Filmprojekt unterstützte. „Wir fahren oft Strecken mit dem Auto, die man gut zu Fuß gehen könnte.“ Darum drehten sich die beiden anderen Filme. „Schnell zu langsam“ beschäftigte sich damit, dass das Auto nicht immer die schnellste Möglichkeit ist, Strecken zurückzulegen; „Alternativen“ damit, „den Kontrast zwischen der idyllischen Natur und dem Auto-Chaos“ darzustellen.

Einen „Bewusstseinswandel“ streben alle Beteiligten an, weshalb in den nächsten Wochen zunächst alle Schüler die Filme gezeigt bekommen sollen – und an den Elternabenden auch die Eltern.

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