90 Jahre Wuppertal Tuffi springt in die Geschichtsbücher der Stadt

Wuppertal · Ein kleiner Elefant hat seit dem 21. Juli 1950 einen festen Platz in den Herzen der Wuppertaler.

 Tuffi wartet am 21. Juli 1950 auf die Schwebebahn. Links neben dem Elefanten ist der junge Harry Althoff zu sehen.

Tuffi wartet am 21. Juli 1950 auf die Schwebebahn. Links neben dem Elefanten ist der junge Harry Althoff zu sehen.

Foto: NN

Der 21. Juli ist ein besonderer Tag in der Stadtgeschichte. Am 21. Juli 1969 hinterließ Neil Armstrong die ersten Fußstapfen auf dem Mond, aber bedeutender für manchen Wuppertaler ist der 21. Juli 1950, weil an diesem Tag der kleine Elefant Tuffi aus der Schwebebahn in die Wupper stürzte. Diese Geschichte wird in Wuppertal nie vergessen, vor allem weil sie ein so glückliches Ende nahm. Wie alle Wuppertaler Kinder schon im Kindergarten lernen, kam das Elefantenmädchen aus dem Zirkus Althoff mit einer Schramme am Hinterteil davon und wurde noch ein großer und berühmter Zirkuselefant. Dabei war die Wupper an dieser Stelle nur einen halben Meter tief. Tuffi starb im stolzen Alter von 43 Jahren im Zirkus Alexis Gruss in Paris.

Fast 69 Jahre ist es nun her, dass Tuffi bei einer Werbefahrt des Zirkus Althoff in der Schwebebahn die Geduld verlor. Kurz nach der Abfahrt am Alten Markt stieg sie einfach wieder aus, durchbrach im zweiten Anlauf eine der Seitenwände und eines der Seitenfenster. Viel wurde später darüber gerätselt, was den vierjährigen Elefanten in Panik versetzt hatte. War es das typische Quietschen der Schwebebahn? War es das Pendeln in den Kurven? Harry Althoff, der damals als zwölfjähriger Junge seinen Vater Franz und Tuffi auf der Werbetour begleitete, machte viele Jahre später in einem WZ-Interview die drängelnden Mitreisenden für den Unfall verantwortlich.

„Tuffi hatte zuvor schon Fahrten in der Straßenbahn unternommen und ließ sich so schnell von nichts beeindrucken. Doch das Gedränge in der Schwebebahn war so groß, weil alle Reporter und Fotografen in dem Wagen mitfahren wollten, in den Tuffi eingestiegen war“, erinnerte sich Harry Althoff.

Mit an Bord waren zahlreiche Fotografen, aber von dem Sprung des Elefanten gibt es dennoch kein einziges Foto. Zu groß war wohl der Schock, als Tuffi mit aller Kraft ins Freie drängte. Es gab einige leicht Verletzte. Die bekannte Postkarte mit dem Tuffi-Sprung und dem Gruß aus Wuppertal zeigt eine Fotomontage. Und auch von den Augenzeugen lebt heute wohl keiner mehr. Harry Althoff starb 2008 im Alter von 70 Jahren. Glück für den Zirkus Althoff, dass es Fotos von Tuffi beim Fahrkartenkauf gibt, womit bewiesen war, dass die Stadtwerke den Elefanten als Fahrgast akzeptiert hatten. Mit Geldstrafen kamen Althoff und der Fahrdienstleiter der WSW davon.

Die Geschichte von Tuffi wird auch auf chinesisch erzählt

Die Erinnerung an Tuffi wird nicht allein in Kinderliedern und auf Postkarten wachgehalten. Es gibt eine Reihe von Büchern, in denen der Wuppersprung beschrieben wird und das auch in einer englischen, französischen, spanischen, italienischen, chinesischen und arabischen Version. Es gibt Plüschelefanten und viele andere Tuffi-Souveniers. Und wer einmal sehen möchte, wie die kleine Tuffi damals wohl aussah, der sollte die Elefantenherde im Wuppertaler Zoo besuchen. Am 16. März 2016 brachte die Elefantenkuh Sabie ein gesundes Kalb zur Welt, das auf den Namen Tuffi getauft wurde. „Tuffi ist das zehnte Elefantenbaby im Wuppertaler Zoo“, verriet Zoodirektor Arne Lawrenz nach der Geburt. Deswegen sollte der Name etwas Besonderes sein.

Die kleine Tuffi macht ihrem Namen übrigens alle Ehre. Arne Lawrenz und die Tierpfleger beschreiben sie als sehr aufgewecktes Elefantenmädchen. Einen großen Unterschied zwischen den Tuffis gibt es aber doch. Im Zoo werden afrikanische Elefanten in einer Herde gehalten, während die berühmte Tuffi aus Indien stammte und deshalb zum Beispiel kleinere Ohren hatte.

Italienische Vorfahren hatte Tuffi demnach nicht, obwohl es den Begriff Tuffi sehr wohl in der italienischen Sprache gibt. Tuffare kann man mit eintauchen übersetzen, Tuffi ist der Begriff für das Kunst- und Turmspringen. Und in dieser Sportart hat die vierbeinige Tuffi ja wohl Maßstäbe gesetzt.

Im kommenden Jahr jährt sich der Tuffi-Sprung zum 70. Mal. Vielleicht wird der Jahrestag am 21. Juli 2020 wieder mit einem großen Kinder-Tuffifest in Unterbarmen gefeiert. Verdient hätte es die Erinnerung an Tuffi ganz sicherlich, denn mit einem großen Sprung für einen Elefanten hat sich Tuffi mehr als nur ein kleines Kapitel in der Geschichte der Stadt Wuppertal für die nächsten 90 Jahre gesichert.

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